f Psychogeplauder: Dezember 2021

Samstag, 25. Dezember 2021

Weihnachtssplitter

 






Unter Splittern verstehen wir manchmal die ungewollt entstandenen Einzelteile eines einst vollständig gewesenen Ganzen. Das mit einem Seufzen oder gar jähen Aufschrei verbundene Ergebnis einer zu Boden gefallenen Vase oder eines zertrümmerten Autoscheinwerfers nach einem Auffahrunfall. Aber es gibt auch Splitter, die jeder für sich wunderschön sind und die man – wenn man möchte und wenn sich die Gelegenheit bietet – zusammenfügen kann, wodurch etwas noch Schöneres entsteht; ein großes komplexes Ganzes, das erstrahlt wie die geniale Momentaufnahme eines Kaleidoskops und dem nichts fehlt.

Von diesen letzteren, für sich alleine sprechenden Splittern handelt dieser Post. Mein Abschied aus der Praxis mit einem lange geplanten, aber doch zuletzt sich auf ein klar umrissenes Datum zentrierenden Ende hat dazu beigetragen, dass sich all diese Splitter innerhalb kürzester Zeit in meinem Leben ereigneten und dadurch sich ein herrliches Kaleidoskop in meinem Erleben manifestierte; vielleicht half zu diesem berührenden Erleben auch noch die Adventszeit mit, die quasi parallel zu den zahlreichen Abschieden diese noch mit etwas Feierlichkeit, zwischenmenschlicher Verbundenheit und dem Blick auf´s Wesentliche anreicherte. Daher möchte ich diesen Post gerne Weihnachtssplitter nennen.

Auf den ersten Blick haben Abschiede mit der Advents- und Weihnachtszeit nicht viel gemeinsam; der Begriff Advent handelt ja bekanntlich übersetzt vom Ankommen, von der Erwartung. Und Weihnachten bedeutet eine Geburt und somit einen Beginn. Aber in beidem, dem weihnachtlichen Fest wie auch dem Abschied, erschließt sich etwas Wesentliches des Menschseins: die Verbundenheit und Dankbarkeit dafür, dass wir nicht ohne Beziehungen sein müssen. Dass der andere uns sieht und dass er Spuren hinterlassen hat und wir Spuren in ihm.

Es ist mir erst jetzt, in der Ansammlung so vieler Beziehungs-Splitter,  Glückwunschkarten, Blumensträuße und Abschiedsworte, klar geworden, wie viel die Beziehung, die ich als Therapeutin, Supervisorin, Dozentin oder Kollegin geflochten habe, einigen bedeutet hat. Fast ein wenig traurig machte es mich, dass ich das nicht früher zu erahnen vermochte, stattdessen es erst im Rückblick sich in mir manifestieren konnte. Manchmal kann man es dem anderen ja auch erst im last moment mitteilen: wie wichtig er war.

Allen Lesern wünsche ich wunderbare Splittererfahrungen. Und die Kunst, sie alle zu sehen.