Samstag, 15 Uhr 29: Tausende wollen, dass er ins Netz geht! |
neueste Schlagworte: Ansprechpartner / Maultaschen / Ultras
Keiner, der mal einen sogenannten Weltklassespieler hat kläglich beim Finale am Elfmeterpunkt versagen sehen (Beispiel: Ronaldo, aber das ist wirklich nur ein Beispiel), kann es leugnen: Sport hat viel mit Psychologie zu tun. Und umgekehrt kann das auch gelegentlich zutreffen: so manches Zwei-Personen-Stück im Therapiezimmer gerät zur sportlichen Auseinandersetzung.
Beim Fußball wie auch in der Psychotherapie ist darüber hinaus das verbale Rüstzeug nicht zu unterschätzen – man will schließlich mitreden, und das tun fast alle, ob sie´s können oder nicht. Daher existiert eine riesige Dunkelziffer an unbezahlten, dennoch in der Selbstwahrnehmung hochtalen-tierten Fußballtrainern sowie Psychotherapeuten. Deshalb sollte, als erste – und, wie böse Zungen behaupten, wichtigste - Maßnahme der Selbstoptimierung für´s Expertentum der Fußballsprech erlernt werden.Dem
verwöhnten Restpublikum wird im Folgenden dargeboten:
Margarethes Fußball-Lexikon
neueste Schlagworte: Ansprechpartner / Maultaschen / Ultras
Abhaken
Geistige
Tätigkeit eines Spielers, manchmal auch seiner gesamten Mannschaft, kurz
nachdem ein Spiel verloren ging oder zwar gewonnen wurde, aber eine blamable Vorstellung war,
so dass es nur mit Glück gewonnen werden konnte. Vor dem Abhaken muss das Spiel
allerdings noch analysiert werden.
Abseits
ist
entweder eine Falle oder,
wenn die Abwehr geschlafen hat,
hat einer nicht aufgepasst und das
Abseits aufgehoben. Typische Spielergattung: Mané, Aubameyang.
Hat man bei seiner Abseits-Einschätzung falsch gelegen, gibt es noch die
Möglichkeit, dass es passives Abseits war. Sooo passiv ist der Spieler meistens nicht, zumindest muss er
auf dem Platz rumstehen, um im passiven Abseits zu sein, aber er hat nicht aktiv in das Spiel eingegriffen und auch
nicht den Torhüter irritiert.
Abseitsregel erklären müssen
Manchmal kommt man in die unangenehme und selten erfolgsgekrönte Lage, einem Nichtfußballgewöhnten die Abseitsregel erklären zu sollen. Hierzu existieren zahlreiche Formulierungshilfen für Betroffene im Netz. Also, versuchen kann man es so: Stell´ Dir doch mal vor, Du stehst bei H & M an der Kasse. Es stehen noch einige andere an, und Du bildest das Ende der Warteschlange. Da siehst Du zufällig ganz vorne eine gute Freundin, die gerade beim Bezahlvorgang ist, und wirfst ihr kurzerhand Deinen Einkauf (Zwölferpackung Sneakersocken sowie eine viel zu enge Skinny-Jeans) zu, damit sie ihn gleich mitbegleicht. Das ist dann für die Freundin Abseits. Und wird meistens von den anderen auf dem Platz, also in der Schlange, mit Buhrufen geahndet. Dazu soll man aber auch noch berücksichtigen, ob und wieweit der Bezahlvorgang beim kombinierten Sockenskinnywurf schon lief, ob die Knete gerade in der Hand oder in der Luft war... oder die Kassiererin genervt... wodurch manchmal auch fußballkundige Menschen an ihre metapherngeplagten Grenzen kommen.
Abtasten
nennt
man die langweilige Phase eines Spiels, während derer sich beide Mannschaften
nichts Offensives trauen. Eine in der Psychotherapie häufige Entsprechung ist
die sog. probatorische Phase. Keiner der Beteiligten will einen Fehler machen,
denn wenn jetzt einer Mannschaft ein
Fehler unterläuft, wird der gnadenlos bestraft. Dauert das
Abtasten das ganze Spiel über, dann spricht man auch davon, dass unter dem taktischen Geplänkel beider Mannschaften der
Spielaufbau leidet.
Ansprechpartner
Während eines Spiels steigt von Minute zu Minute die Komplexität der Gesamtdynamik. Es gibt enttäuschte, beleidigte, vor Schmerzen jaulende, verärgerte, in ihrem Rechtsempfinden tief verletzte und erwartungsvoll Nachhilfeunterricht in Sachen Schiedsrichterentscheidung gebende Spieler. Sowie das ganze Sortiment auch noch in Form ihrer Gegenspieler. Sie wollen Luft ablassen, untereinander, aber auch … an der gemeinsamen Endstrecke jeglicher Kommunikation, dem Schiedsrichter. Das kann dazu führen, dass pro Viertelstunde bis zu acht Einzelgespräche vom Schiedsrichter geführt werden müssen. Zum Nachteil des Spielflusses und zum Ärger des Zuschauers. Denn wenn schon die Partie unterbrochen wird, will dieser natürlich brühwarm mitbekommen, worüber man sich da gerade streitet und wer was wem gesagt hat und in welcher Sprache – obszön oder sachlich? Man kommt also nicht mal als Gaffer auf seine Kosten. Irgendwann wurde es den Schiedsrichtern zu bunt, und da sie neuerdings am längeren Hebel sitzen (Nachwuchsprobleme), haben sie durchgesetzt, dass es nur noch einen Feldspieler geben darf, der mit dem Schiri zu sprechen befugt ist. Das ist in der Regel der Kapitän. Er ist dann zugleich der alleinige Ansprechpartner des Schiris. Wenn der Kapitän gleichzeitig der Torwart ist, ist es aber arg ungünstig, weil der dann ständig seine Box verlassen würde, um mit dem Schiri zu plauschen (Gefahr massiv ansteigender Gegentore „wie aus dem Nichts“). Daher darf in diesem Sonderfall ein Vertreter benannt werden. Nicht alle Torhüter hatten diese neue Regelung während der EM 2024 auf dem Schirm. Ich sage nur: Donnarumma. Dann haben sie schneller Gelb, als sie „Hej“ sagen können.
Arschkarte
ist
eine etwas unelegante Bezeichnung für die rote Karte, die den Spieler mit einer
unbarmherzigen Symbolkraft vom Platz befördert. Wortherkunft ist klar: steckt
in der Gesäßtasche des Schiedsrichters. Hat außerdem Eingang in die gehobene
deutsche Umgangssprache bekommen.
Auflaufen
nennt
man die zielgerichtete Fortbewegung der Mannschaft zwischen Verlassen der
Kabine und Aufstellung auf dem Rasen. Die Spieler gehen nicht einfach auf den
Rasen, sie laufen auf.
Aufrücken
Bezeichnet eine Bewegung der Feldspieler in Richtung gegnerisches Tor. Das ist im Prinzip nicht schlecht, ist doch das gegnerische Tor das Objekt der Begierde. Allerdings hat das Aufrücken auch seine Tücken. Wer sich weit hinauswagt … kann tief fallen. In der Regel gibt es daher zwei Seiten der Aufrückmedaille: entweder ist die Mannschaft sehr weit aufgerückt, was in der Regel von einem besorgten Unterton des Kommentators getragen ist, da sie konteranfälliger wird. Oder sie sollte nicht so tief stehen und mehr aufrücken, zumeist erkennbar an einem eher gelangweilten Unterton (der Gegner macht dann nämlich das Spiel).
Austanzen
siehe „verladen“.
Außen
stellt eine der wichtigsten Vokabeln überhaupt dar. Grundsätzlich sollte eine Mannschaft (es sei denn, sie spielt traumhaft und liegt schon 3:0 vorne) mehr über die Außen kommen. Grammatikalisch ist hier einiges im Argen. Man kann darunter wohl die außen postierten Spieler verstehen (typische Spielergattung: Beck; auch, als er noch schneller unterwegs war, Kaderabek; früher David Raum, leider rasch abtrünnig gewordener ehemaliger TSG-Hoffenheim-Spieler, der neuerdings lieber in wichtigen Partien „Fülle“* bedient, als sich mit der Sinsheimer Arena zufrieden zu geben). Am Ende flanken die Außen dann den Ball nach innen (wenn´s klappt). Die dagegen weniger oft erfolgsgekrönte Methode des Direkt–durch-die-Mitte-Laufens ist in der Psychotherapie als vorschnelle und somit meistens nicht gelungene Deutung bekannt, da man die Abwehr nicht einfach aushebeln kann.
* Für rätselnde Leser: Niclas Füllkrug
Auswechslung
Es
gibt rühmliche Auswechslungen (stehende
Ovationen), die man oft daran erkennt, dass der Spieler von der
gesamten Bank nicht nur abgeklatscht, sondern umarmt wird. Der Spieler hat sich
aufgeopfert und in den Dienst der
Mannschaft gestellt oder (bei Stürmern beliebt) ein Tor und eine Torvorlage geliefert. Bei
unrühmlichen Auswechslungen handelt es sich im Extremfall um eine Höchststrafe oder auch, bei
illustren Personen, um eine Majestätsbeleidigung.
Weiß man nicht, warum ein Spieler vom Trainer ausgewechselt wird,
ist es vielleicht eine
Verletzung oder der
Spieler konnte nicht wirklich Akzente setzen.
Ball
Begeht
ein Spieler der favorisierten Mannschaft ein fragliches Foul, dann hat er aus
Sicht des Fans nur den Ball gespielt und dabei den Gegner nicht treffen wollen. Der Ball ist meistens
weiß. Wenn es schneit, ist er rot. Dies soll farbpsychologisch Wärme
signalisieren, hilft aber auch deswegen, weil man den Ball dann besser sieht.
Laut C.G. Jung symbolisiert der Ball den männlichen Samen, und alle Männer auf
dem Platz versuchen unablässig unter Ausschaltung ihrer Konkurrenz, diesen
sicher unterzubringen. Das Tor symbolisiert die weibliche Gebärmutter. Als
C.G. Jung seine Symbollehre entwickelte, taten ihm die Frauen noch den
Gefallen, nur heimlich zu spielen. Es kann eigentlich nicht so schwer sein, ihn
reinzumachen. Vor
allem, wenn man allein vor dem Tor steht. Trotzdem kommt es in manchen Spielen
wiederholt vor, dass er nicht reingeht. Das Tor ist dann wie vernagelt und es soll offensichtlich einfach nicht sein.
Ballack
ist
ein im Prinzip ziemlich gut aussehender, mittlerweile Mitte 40-Jähriger. Sächselt.
Außerdem spielte er gut Fußball. Bei jeder dritten Kameraeinstellung, die einen
wichtigen Schuss oder Freistoß des Sachsen zeigte, kommentierte der Sprecher
Ballacks Namen mit der Bemerkung: Vielleicht
der torgefährlichste Mittelfeldspieler der Welt. Ballack hat
drei Kinder mit Simone, einer Kellnerin aus Kaiserslautern, welche ihm von
seinem damaligen Trainer empfohlen wurde. War lange nicht verheiratet. Daher
Quell unerfüllter Träume seiner weiblichen Fans, die darin eine Kellnerinnen-Bindungsschwäche (bei ihm) erkannten und eine Chance (für sich) witterten,
Fußballbraut zu werden. Neuerdings sind derlei Träume wieder durchaus
realistischer geworden, da Ballacks Ex lieber bei Tanzshows auftritt als weiter
seine Frau zu geben.
Basti
siehe auch Stichwort
“Schweini“.
Befreiungsschlag
ist
ein hoher Ball, der weniger künstlerisch aussieht und oft im dankbaren Publikum
untergeht. Ein Ball von der Sorte, die selbst ein linkischer Physiker noch hinkriegen würde. Wenn man ihn schießen ließe. Solche Bälle werden bevorzugt
gespielt, wenn das Spiel jetzt für
die Mannschaft zu einer Abwehrschlacht geworden ist. Entsprechung in der
Psychotherapie ist das Einführen eines sogenannten Parameters. So wirklich
elegant ist das selten. Aber unter Druck muss man halt auch mal ein bisschen
unorthodox agieren und dem Patienten verbieten, sich weiter die Rübe weichzukiffen.
Beidfüßig
Zwar
hat jeder Spieler in aller Regel zwei Füße. Aber nicht jeder schießt mit beiden
gleich gut. Solche Spieler sind beidfüßig. Typische Spielergattung: Schürrle,
der blonde Hüne; auch der Ex-Dortmunder Dembélé, ein totaler Beidfuß. Beidfüßigkeit
ist eine Gabe der Natur, die nicht jedem gegeben ist (siehe auch: "Lahm").
Blick
Es
ist immens wichtig, dass ein Spieler den
Blick für den mitgelaufenen Mitspieler hat. Sonst kann seine Aktion eigensinnig werden und er bleibt glücklos. In der Psychotherapie ist das Fehlen des
Blicks meistens ein Hinweis auf einen Anfängertherapeuten, denn die schreiben viel
zu viel mit, anstatt aufzupassen, was auf dem Platz gerade abgeht.
Breitmachen
Wenn
der Trainer am Spielfeldrand ständig landvermessende Armbewegungen macht und
die Mannschaft gerade den Ballbesitz hat, dann will er, dass seine Spieler das Spiel breit machen. Bei den agitierten
Bewegungen von Christian Streich (Freiburg, mit dem Club verheiratet) lässt sich dies seit Jahren studieren. Vermutlich
altert er aufgrund dieser regelmäßigen Motorik nur wenig. Aber Achtung:
es gibt auch Situationen, da müssen die Spieler die Räume eng machen; das ist dann der Fall, wenn sie nicht im
Ballbesitz sind. Im Zuge des Ökonomiedrucks in der ambulanten Psychotherapie
ist das Breitmachen eine nur noch selten anzutreffende Methodik. Der Fokus wird
bevorzugt.
Clever
Als
clever gemacht gilt, es, wenn der Spieler seinen Körper geschickt zwischen Ball und Gegner schiebt (Gütezeichen
für erfahrene Spieler auf Weltklasse-Niveau). Als clever gilt es auch, wenn ein
Angreifer es schafft, trotz aussichtsloser Situation immerhin noch einen Freistoß (wahlweise: eine Ecke) rauszuholen.
Diver (engl. für
Taucher)
Wird nicht gesagt, sondern durch Körpersprache dem Schiedsrichter und dem bösen, weil unfairen diver mit einer typischen Bewegung beider Hände vorgemacht; bedeutet, dass man annimmt, der Gegenspieler, der gerade umgefallen ist, hat nur markiert. Auffallenderweise kommt die diver-Situation besonders häufig vor in Strafraumnähe bzw. aus guten Freistoß-Distanzen. Spieler, die häufige diver sind, fallen leicht. Gehören sie zur favorisierten Mannschaft und hat der Schiedsrichter nicht gemerkt, dass Sie sich haben fallen lassen, dann haben sie das geschickt gemacht und clever einen Freistoß rausgeholt. Typische Spielergattung früher: alle Italiener (genetisch bedingt). Typische Spielergattung heute: durch die Globalisierung, die auch vor dem Fußball nicht halt macht, nicht mehr national gehäuft, sondern individuell. Ich sage nur: Müller (Bayern), früher auch Robben (ebenfalls Bayern). Ein gewisser Andreas M., ehemals Dortmundspieler, wurde mal indirekt von Lothar Matthäus als Heulsuse tituliert. Das sitzt. Das Divertum in der Psychotherapie äußert sich zuweilen in appellativem Verhalten des Patienten, das Schuldgefühle im Behandler schüren soll; im schlimmsten Falle durch schauspielerisch dargebotene Suizidandeutungen im Therapiezimmer, um dem Behandler mal so richtig eins auszuwischen.
Dümpeln
Wenn
das Spiel vor sich hindümpelt,
kann man mal schnell ein Bier holen gehen. Meistens warten die Spieler, dass
die gegnerische Mannschaft einen Fehler macht. Keiner traut sich anzugreifen.
Manchmal handelt es sich hierbei auch um sog. Sommerfußball (siehe dort).
Gegenteil sind Spielphasen, in denen beide
Mannschaften jetzt mit offenem Visier kämpfen. Das Dümpeln findet seine auf
der Hand liegende Entsprechung in Phasen erhöhten Behandlungswiderstandes in
Psychotherapien. Sollte, wenn schon nicht vom Patienten, dann wenigstens vom
Therapeuten bemerkt und, im wahrsten Sinn des Wortes, „analysiert“ (siehe auch: "Abhaken") werden.
Dunkelgelb
Gefühlte Farbe einer gelben Karte, die beinahe auch als rote Karte hätte gegeben werden können. Handelt es sich um den Spieler der favorisierten Mannschaft, dann hat der Schiedsrichter mit dieser Karte viel Fingerspitzengefühl bewiesen, zu diesem frühen Zeitpunkt des Spiels. Handelt es sich dagegen um einen Spieler der gegnerischen Mannschaft, dann hätte der Schiedsrichter hier konsequenter pfeifen hätte müssen. Ankündigungen des Therapeuten in fortgeschrittenen Therapieprozessen, Zweifel an einer optionalen Therapieverlängerung zu hegen, werden vom Patienten oft als verbales Dunkelgelb (zu Unrecht gegeben) empfunden.
Dunkelrot
Farbe,
die sich sowohl auf Trikots findet (z.B. Portugal, Hannover; wobei Portugal
rein ästhetisch wesentlich besser abschneidet), als auch die gefühlte Farbe
einer roten Karte sein kann. Im letzteren Falle handelt es sich um die Folge
eines hässlichen Fouls von der Sorte, die wir nicht auf dem Fußballplatz
sehen möchten. In der Psychotherapie zwar höchst selten, aber durchaus
vorkommend (Klassiker ist hier: das betrunkene Betreten des Sprechzimmers durch
den Patienten ohne Mitsichführen einer Brechtüte darf durch Praxisverweis
geahndet werden).
Ecke
Gemeint
ist hier nicht die Spielfeldecke, sondern der Eckball. Entsteht, wenn ein
Stürmer zwar zu blöd war, den Ball reinzumachen, aber clever genug, einen
Mitspieler anzuschießen, bevor er es aufgibt. Dann hat er eine Ecke rausgeholt. Lt. namhafter psychoanalytischer Autoren
führt auch die inkomplette Deutung häufig zum Erfolg, indem dann die um die Ecke
weiterzudenkende Schlussfolgerung doch noch zum Tor führt. Entsprechend sind
sowohl Ecken als auch inkomplette Deutungen geeignet, die Selbstkohärenz
(bayerisch: „mia san mia“) zu stabilisieren.
Ehrenkodex
Besagt,
dass dann, wenn ein Spieler der gegnerischen Mannschaft auf dem Platz liegt und
behandelt werden muss, der Ball freiwillig ins Aus geschossen wird.
Anschließend gibt ihn die gegnerische Mannschaft freiwillig wieder zurück. Wird
der Ehrenkodex nicht beachtet, pfeift der Teil des Publikums, der die
Mannschaft des verletzten Spielers favorisiert. Der andere Teil pfeift auch,
weil er das Ganze sowieso nur für einen Versuch hält, das Spiel zu verzögern. Das
Berechnen ausgefallener Therapiesitzungen aufgrund ernster Krankheit des
Patienten gilt ebenfalls als unsportlich; jedenfalls sofern die Krankheit nicht
nur vorgetäuscht wurde. In letzterem Falle spricht man auch von Schauspiel und das ist nicht positiv gemeint.
Eigensinnig
Bezeichnung
für einen Stürmer, der vor dem Tor steht und den Ball nicht an den besser postierten Spieler abgibt, woraufhin er
die Torchance vergibt (siehe auch. "Blick"). Es sei denn, der Ball geht rein, dann „hat er das Weltklasse gemacht“. Hier haben wir ein praktisches Beispiel der sog. rückblickenden
HU-Regel im Fußball (siehe auch: "HU-Regel").
Einwechslung
Wechselt
ein Trainer einen Spieler im Lauf der zweiten Halbzeit ein und schießt dieser
dann ein Tor, dann hat der Trainer alles
richtig gemacht und mit der Einwechslung mal wieder ein glückliches Händchen bewiesen. Die Spieler, die
man immer kaugummikauend auf der Bank sitzen sieht und die, selbst nach der 60.
Minute noch gut frisiert, manchmal eingewechselt werden, manchmal nicht, nennt
man auch Joker. Typische
Spielergattung: Götze; Petersen (Freiburg); ein wunderbarer Joker mit wehenden
blonden Haaren und charismatischer
Jetzt-passiert-gleich-was-Großes-Ausstrahlung ist Forsberg von RB Leipzig.
Elf
Im
Gegensatz zum Elfer (siehe nächstes Stichwort) handelt es sich bei der Elf um die Mannschaft. Die Elf läuft auf. Sie siegt und sie verliert gemeinsam. Das
zeichnet eine gute Elf aus. Eine Elf dagegen, die als Team schlecht
funktioniert, kann ihre Probleme nur
über individuelle Klasse zu lösen versuchen. Beispiel sind hierfür
jedes Mal wieder die Franzosen. Weiteres siehe auch unter Stichwort „Freunde“.
Der zwölfte Mann ist übrigens nicht der Schiedsrichter, sondern in den Genuss
dieser Bezeichnung kommt das Publikum (alle anwesenden Fans, die das Team
unterstützen, im psychotherapeutischen Fachbereich ist das aus Sicht des
Therapeuten die – jedenfalls meistens – wohlwollend rückenstärkende kollegiale Intervisionsgruppe).
Zur Sicht des Patienten siehe auch Stichwort: „Zwölfter Mann“.
Elfer
Elf-Meter-Schuss,
der als Strafstoß für eine Mannschaft gegeben wird. Es muss dann der Ball nur
noch ins Tor bugsiert werden. Leichter gesagt als getan. Vergebene Elfer
stellen die fakultative Krisis eines Fußballspieles dar. Außerdem können sie
das blitzschnelle Umschaltspiel des Gegners ankurbeln. Brillante
Direktdeutungen können voll daneben gehen und ziehen häufig eine prompte
Gegenattacke des Patienten nach sich, wodurch dieser sich der weiteren Deutung
entzieht. Dumm gelaufen.
Ente
ist die Abkürzung für Willi "Ente" Lippens (242 Bundesligaspiele/92 Tore). Er hatte O-Beine wie aus dem Bilderbuch, fummelte seine Gegner nach Belieben aus und war nie um einen Spruch verlegen. Er wurde nicht wegen seiner Stimme, sondern wegen seines Gangs "Ente" genannt. Später wurde der Gang des gleichnamigen Tiers lange Zeit perfekt von Robben verkörpert. Man munkelte, er halte mindestens 7 Enten in seinem Wohnzimmer, aber vielleicht ist das auch nur eine Ente. Die Welt des Geflügels hatte es Robben ohnehin besonders angetan; er fiel gern wie ein sterbender Schwan im gegnerischen Strafraum (siehe auch: "diver").
Fallrückzieher
sieht
super aus, da der Spieler, der das Tor erzielen will, mit dem Rücken dazu steht
und den Ball über Kopf, im Liegen oder Sich-Hin-Legen, ins Tor schießen möchte.
Gibt es durch den Fallrückzieher ein Tor, dann war dieses „spektakulär“. Gibt es kein Tor, dann
war der Fallrückzieher schön
anzusehen, und wäre es ein Tor gewesen, wäre es spektakulär gewesen (sog.
Konditionalsatzregel im Fußball).
Fehler
dürfen
und sollen laut Bundestrainer gemacht werden. Sie sollen deshalb gemacht
werden, weil sie dann abgestellt werden müssen. Im sog. therapeutischen Zwischenresumee soll, sofern es
sich um eine tiefenpsychologische, das heißt auf Zweit- bis Drittliganiveau
befindliche, Therapie handelt, der bisherige Prozess mutig und offen evaluiert
werden. Denn wo gehobelt wird, fallen Späne. Und Fehler müssen offen
angesprochen werden!
Feingeist
ist eher
untypischer Spieler, der technisch sauber spielt und tiefenpsychologisch
gesehen weibliche Anteile repräsentiert. Hat oft ein Klämmerchen oder ein Band im
etwas länger gehaltenen Haar. Foult selten. Denkt vor dem Reden. Hat manchmal
zwei Semester Philosophie studiert. Schüttelt dem Schiedsrichter nach dem Spiel
aus Dank für dessen Leistung die Hand (auch, wenn das Spiel verloren ging).
Typische Spielergattung: Pirlo (Italien), Marco Bode (Bremen); neuerdings
entwickelt sich auch z.B. Rodriguez (früher Wolfsburg) in diese Richtung. Hätte
Basler weniger geraucht, wäre er an dieser Stelle ebenfalls aus historischen
Gründen erwähnt worden.
Foul
ist
die mehr oder weniger fiese Art, den anderen Spieler durch unsaubere Mittel zu
Fall zu bringen und/oder ihm den Ball abzunehmen. Oft ist es nicht leicht zu
erkennen, wer wen gefoult hat, da es beliebt ist, dass nach dem Foul beide auf
dem Rasen liegen (Opfer-Täter-Verwirrung, als Bewältigungsmechanismus besonders
eindrücklich in der Traumapsychologie beschrieben, klappt allerdings beim
Schiedsrichter fast nie).
Frei
Dieses
Attribut kündigt, im Gegensatz zur Umgangssprache, meistens Gefahr an oder
einen Vorwurf an die Abwehrleistung einer Mannschaft. So völlig frei darf ein Spieler nicht vor dem gegnerischen Tor
auftauchen (er tut es aber). Bei Torschüssen, die nicht reingehen, kann
der Vorwurf sich auch auf den unglücklichen Schützen beziehen, denn er hat
übersehen, dass auf der anderen Seite
ein Spieler völlig frei stand (siehe auch: "Blick"). Man sollte Bebou
(Hoffenheim) gelegentlich dran erinnern.
Freistoß
Die
Frage ist immer, war er berechtigt und wer tritt ihn? Wird letzteres von einem
unbekannten Spieler oder einem Neuling übernommen, dann ist das mutig – warum nicht?, tut dies ein
Freistoßexperte und erzielt damit kein Tor, dann kann er das besser. Typische Spielergattung: Ballack, Beckham
(England), Schweini, Schwegler und, der Alptraum aller deutschen Fans,
Rrrronaldo. Freistoßmöglichkeiten seitens des Psychotherapeuten ergeben sich
typischerweise aus vorübergehenden Schläfrigkeiten der Abwehr des Patienten,
z.B. weil dieser zu wenig ausgeruht ist und/oder zu viel gegessen hat oder das
Sitzungsende schon in greifbarer Nähe liegt; in solch wertvollen Momenten kann
der Therapeut oft noch einen Treffer landen, für den sich während der üblichen
Sitzungsphasen gar keine Chance ergeben hätte. Aber auch der Freistoßexperte
kann in der Nachspielzeit statistisch auffallend häufig punkten. Denn der
Gegner war wohl schon in der Kabine.
Freunde
Elf Freunde sollt ihr sein. Freundschaft kann auf dem Spielfeld anfangen, aber
auch aufhören. Wenn sich ein Stürmer der einen Seite und ein Verteidiger der
Gegenmannschaft gegenseitig durch Zweikämpfe das Leben schwer machen, dann werden diese beiden heute wohl keine
Freunde mehr.
Führungstor
Ein
frühes Führungstor ist das, was sich
die Mannschaft natürlich gewünscht hat. Für die gegnerische Mannschaft
ist das frühe Führungstor ein Schock,
von dem sie sich offensichtlich noch nicht erholt hat. An die dementsprechende
Problematik zu früher Reizdeutungen soll an dieser Stelle aufgrund ihrer
immensen Bedeutung für die negative therapeutische Reaktion und
Abwehrverstärkung mahnend hingewiesen werden.
Fußballgott
Ähnlich wie im griechischen Götterhimmel, wenngleich gar nicht im Ductus der christlichen Kirche, gibt es mehrere. Meistens ausgesprochen attraktiv, manche von ihnen gehen angeblich regelmäßig zum Kosmetiker (Rrrronaldo) oder zum Augenbrauen-Permanent-Zeichnen (Götze). Es gibt auch weniger optisch aufgerüstete Götter, dafür aber großen „natürlichen Respekt“ hervorrufend. Typische Spielergattung: Schweini, Reus, Bender. Aber dem Christentum zur Ehre muss man erwähnen, dass der wahre Fußballgott tatsächlich eine einzige Gottheit ist, wenngleich natürlich im jeweiligen Nationaltrikot. Von ihr gibt es kein Bildnis, nur manchmal weltumspannende Zeichen (siehe auch : "Hand Gottes").
Gelbe
Karte
Wird
vom Schiedsrichter gezückt,
um einen Spieler zu verwarnen. Dieser Spieler sieht in der Regel absichtlich
weg, so dass man als Zuschauer an dem gelangweilten Gesicht eines Spielers
erkennen kann, dass er gemeint ist. Manchmal sieht der Spieler doch in Richtung
des Schiedsrichters, dann hat dies den Grund, dass er heftig gestikuliert, weil
er sich unschuldig fühlt. Dann braucht
er sich für diese Karte aber nicht zu beschweren.
Gelbe
Karte fordern
Wer
beim Schiedsrichter für einen anderen Spieler eine gelbe Karte fordert, hat
damit entweder Glück, oder er sieht selber eine (siehe Bibel: Wer andern eine
Grube gräbt...). Das Fordern der gelben Karte ist aus Sicht des Schiedsrichters
nämlich eine sog. Unsportlichkeit.
Therapeutisch erkennt man unsportliche Aktionen eines Patienten daran, dass
dessen Hausarzt aus heiterem Himmel anruft und fragt, ob es denn nicht besser
wäre, den Patienten mal zu einer stationären Rehamaßnahme zu schicken, da die
Therapie ja wohl überhaupt nicht vorankomme.
Genialität
kommt
häufig vor während Spielen. Genial ist es meistens, in den Rücken der
Abwehr zu spielen. Auch Pässe können genial sein: als genialer Pass in
die Tiefe, vor allem, wenn sie ein Tor einleiten. Dann sind sie
rückblickend natürlich genial (HU-Regel, siehe "eigensinnig"). Typischer
Genialer, fast fußballgottgleich: Messi. Außerdem Hummels, allerdings nur in
den Zeiten, während derer mit Kati alles rund lief.
Geschenke
a)
werden gerne stellvertretend zwischen
beiden Kapitänen ausgetauscht, um zu zeigen, dass sich eigentlich alle lieb
haben. Das geschieht im Rahmen der Platzwahl. Vor dem Anpfiff werden die
Geschenke weggeräumt, damit sie nicht während des Spiels zertreten werden.
Meistens handelt es sich um blöde Wimpel. Abschiedsgeschenke von Patienten in
Form ungefüllter (also innen hohler!!) Schokoladennüsse sind eindeutig dem
Bereich negative Übertragung zuzuordnen.
b)
Geschenke gibt es auch in
unfreiwilliger Form. Das ist dann der Fall, wenn ein Spieler völlig neben sich steht und einen so dummen Pass
spielt, dass der Gegner nur noch
dankbar einschieben muss.
Grätsche
ist eine nicht gut aussehende, aber oft effektive Art, dem Gegner den Ball abzunehmen. Wenn die Grätsche schlecht gemacht oder der grätschende Spieler übermotiviert ist, spricht man auch in Anspielung auf die gegnerische Verletzung von einer Blutgrätsche. Technisch hochversierte Spieler haben selten Grätschen nötig. Das tun sie nur im Notfall, dann opfern sie sich für die Mannschaft auf und riskieren u.U. sogar eine Karte. Kriminelles Exemplar dieser Gattung: Gattuso. Schon der Name lässt dich erstarren. Süditaliener halt. Ozan Kabak (Hoffenheim) ist noch zu elegant, um in dieser Schublade eingeordnet zu werden. Aber er sollte aufpassen.
Hand
Gottes
Geht
ein Ball ins Tor, weil ein berühmter Spieler ihn dorthin mit der Hand
hinbefördert hat, dann wird dies entweder geahndet oder es wird fälschlicher
Weise Tor gegeben. Dann spricht man von der Hand Gottes. Das Thema gefälschte
Sitzungsprotokolle mit scheinbar superbem Ausgang des therapeutischen
Einsichtsprozesses kann an dieser Stelle nur augenzwinkernd angedeutet werden.
Heiß
Kann
sowohl eine gesamte Mannschaft sein (in der Regel vor einem Spiel auf die blöde
Reporterfrage, ob die Mannschaft schon motiviert sei) als auch der Ball. Wird
dieser aufgeregt im Strafraum hin – und hergekickt und man hat nach einigen
Pässen immer noch das Gefühl, die Kuh sei noch nicht vom Eis, dann ist der Ball noch heiß.
Hintermannschaft
Diese
ist sozusagen der beste Freund des Torwarts. Lässt sie ihn im Stich, dann
schimpft er mit seiner Hintermannschaft. Die Hintermannschaft im übertragenen
Sinne ist das Gesamt aller reifen Abwehrmechanismen eines Patienten. Auf diese
Abwehr kann er sich in Krisenzeiten verlassen.
Höchststrafe
Dieser Ausdruck wiederum hat nichts mit schiedsrichterlichen Entscheidungen zu einer Strafkarte oder einem Strafstoß zu tun, sondern er bezeichnet gefühlte Blamagen wie
1. ein Spieler wird durch einen gegnerischen Spieler getunnelt (siehe : "Tunnel"); ist besonders schlimm, wenn der Torwart getunnelt wird. Wird in einschlägigen Milieus auch hämisch als Gegenübertragungsreinfall bezeichnet.
2. ein Spieler wird schon früh vom Trainer ausgewechselt (besonders schlimm, wenn der Spieler berühmt ist. Dann ist es eine Majestätsbeleidigung. Typische Spielergattung: Ronaldo, Figo. Aber auch Spieler ohne o , wie z.B. der als „Monsieur“ geadelte Modeste, früher Beckham oder auch der phasenweise formgebeutelte Özil, können Höchststrafengefühle bekommen).
Hummels
Bestaussehender,
sensibler Künstler mit Köpfchen und Kopfball-Erfolgen. In letzter Zeit nicht
mehr so konstant genial wie früher (siehe auch: "genial"), da Kati´s Geltungsbedürfnis
episodisch nervte und noch immer Spuren in dem Kerl hinterlassen hat.
Hundertprozentige
Sichere Torchance, die nur solche Problembären wie z.B. Kevin Kurani und ähnliche Spieler vergeben. Werden dann zur Strafe nicht mit auf´s Turnier genommen. Hat der Trainer sie doch mitgenommen und gibt Ihnen eine Chance, ihre Ladehemmung zu überwinden, dann raufen sie sich die Haare, wenn ´s wieder nicht klappt.
HU-Regel (Regel
des historischen Urteils)
Die
sog. HU-Regel besagt, dass im Rückblick auf der Basis des Endergebnisses
getroffene Einschätzungen einiger Spielparameter leichter sind als die gleichen
Einschätzungsversuche vor Spielanpfiff. Sie wird insbesondere von Sport-Journalisten,
aber auch Stammtischbesuchern und im erweiterten Sinne während laufender Spiele von Reportern streng befolgt.
Bei den Parametern kann es sich häufig um taktische Entscheidungen des Trainers handeln, um Fragen der Mannschaftsaufstellung (siehe auch: "Joker"), aber
auch um allgemeine atmosphärische Aspekte wie z.B. die angenommene Motivation
und der Kampfgeist der Mannschaft.
Im
weiteren Sinne wird die HU-Regel auch angewendet für das Gelingen oder
Nichtgelingen einzelner wichtiger Spielszenen, deren Ausgang rückblickend
erklärt und interpretiert wird (beispielsweise Freistöße, siehe auch: "selbst
antreten"; verwandelte versus nicht verwandelte Elfmeter; Einwechselungen).
HU-Regel, verschärfte
Fanatische
Verfechter der HU-Regel gehen davon aus, dass im historischen Rückblick
gefällte Urteile nicht nur leichter gelingen, sondern auch inhaltlich stimmen. Diese verschärfte Auslegung der HU-Regel
wird auch Kölner-Antipoden-Grundsatz (KAG) genannt, da die Domstadt ein
Ausbildungs-Eldorado ist und sich die Frage stellt, angesichts durch die
HU-Regel leicht nachweisbarer haarsträubender und offensichtlicher Fehler der
Trainer, ob es die Sporthochschule eigentlich braucht.
Joker
Spieler,
den der Trainer gerne als Einwechselspieler spät ins Spiel bringt und von dem
man daher meistens bis zu diesem Zeitpunkt vergessen hat, dass er die ganze
Zeit auf der Bank saß. Wird ein Joker eingewechselt, kommentiert der Sprecher,
ob und in welcher Minute nach Einwechslung bei welchem Spiel der Joker zuletzt ein
Tor gemacht hat. Typische Spielergattung: früher Scholl, Zickler (Bayern). Auch
Götze, Schürrle, Schipplock hatten viele Jokereinsätze. Sprinten meistens so
schnell auf den Platz, dass man glaubt, es sei ein Zeitraffer eingestellt. Liegt
aber nur daran, dass sie ausgeruht sind. Schießt der Joker ein Tor, dann hat
der Trainer alles richtig gemacht (siehe auch: "HU-Regel" im Fußball).
Joker
in der Psychotherapie sind eine heikle Sache. Die unangekündigte Einführung
einer anderen therapeutischen Technik kann genial sein (siehe auch: "genial"),
aber auch gründlich danebengehen, wenn man die Potenz des Jokers überschätzt
hat oder der Patient es toll findet, endlich mal mit symbolträchtigen niedlichen
Stofftierchen zu spielen, so dass er gar nicht mehr davon lassen kann. Wenn´s
allerdings klappt, dann hat der
Therapeut alles richtig gemacht.
Karton
Da
die Verwarnungskarten früher aus Karton bestanden, ist der gelbe Karton eine
bei Kommentatoren beliebte terminologische Abwechslung zur „Karte“. Manche Schiedsrichter
nesteln solange an ihrer Hosentasche herum, bis sie aus Versehen beide Kartons
– den roten und den gelben – herausgezogen haben, obwohl sie nur den gelben
hochheben wollen. Macht den Zuschauer kurz unruhig. Aus diesem Grund wurde schon
seit längerem die geographische Kartentrennung eingeführt: in der Brusttasche
die gelbe und in der Gesäßtasche die rote; welche ihren Namen ja nun weg hat
(siehe auch: "Arschkarte").
Kasten
andere
Bezeichnung für das Tor. Ist ziemlich groß, wenn man selbst drinsteht.
Hauptaufgabe des Kastens ist es, sauber zu bleiben. Fälschlicherweise von vielen halbgebildeten Therapeuten
mit dem Phänomen der sterilen Affektlage bei der sog. Alexithymie verwechselt.
Klinsmann
Sohn
eines schwäbischen Bäckers, was man hört, obwohl er mittlerweile längst mit
Model-Debbie in Kalifornien wohnt. Während des Spiels saß er zu Trainerzeiten mit
Anzug und Hemd, aber ohne Krawatte, am Spielfeldrand und man nannte ihn
„Klinsmann“ oder auch „USA-Nationaltrainer“ oder, seit seinem Wechsel nach
Südkorea, „Nationaltrainer Jürgen Klinsmann“. Zwischen zwei Spielen nennt man
ihn bis heute nicht Klinsmann, sondern Klinsi.
Kölner Antipoden-Grundsatz (KAG)
siehe: "HU- Regel, verschärfte".
Kreisklasse
ist
ein unterirdisch angesiedeltes Schimpfwort, um die Leistung einer Mannschaft
abzuqualifizieren. Wenn eine Mannschaft auf dem Niveau der unteren
Kreisklasse spielt, dann hat sie den Sieg nicht verdient und muss
froh sein, dass das Ergebnis nicht noch höher ausgefallen ist. Früher galt der Ausdruck „Psychotherapeut“
als Schimpfwort der Analytiker, wenn sie methodenfremde Versager anderer
Klassen definieren und vom Begriff des wahren Psychoanalytikers abgrenzen
mussten.
Lahm
war,
im Gegensatz zu seinem Namen ziemlich schnell. Schlug an der linken Seitenlinie
die berühmten Lahm´schen Haken, weil er ein Linksfuß (siehe auch: "beidfüßig") ist
und sich immer wie ein Hase wirkend in Position bringen musste. Sieht aus wie
ein Hemd, aber wenn er den Mund zuhat, wirkt er nicht ganz so unattraktiv
(selten). Neuerdings macht ihm mimisch Kane (Bayern) den Platz eins für diese
wenig schmeichelhafte Körpersprache streitig.
Löw
Ganzjährig
rollkragentragender, mit seinem angeblich immer noch nahe Heidelberg lebenden früheren
Co-Trainer Hansi Flick stets im Duett auftretender, inzwischen auf den Zenit
seines Erfolges nur noch von hinten schauender schwäbischer Bundestrainer.
Typischer Löw-Begriff war die Bezeichnung Spezialkräfte. Das
störungsspezifische Intervenieren ist auch im Bereich der Psychotherapie mehr
und mehr im Kommen. Wenn das sich nicht mal eines Tages rächt (bei Löw schon
passiert). Das Gesamtkonzept muss nämlich stimmen.
Luft
Die
Wertschätzung des Schiedsrichters ist ein sehr sensibles Pflänzchen. Neuerdings
fordern die Schiedsrichter mehr Respekt ein. Mit Recht. So gelten sie zum
Beispiel als Luft, wenn der Ball sie berührt.
Luftpumpe
Die
Luftpumpe ist Ausdruck für einen Spieler, der nix drauf hat und sich nur
aufbläst. Meistens übler Narzisst, der zum Haaremachen nach Paris fliegt. Ich
nenne an dieser Stelle keine Namen, um dem Verdacht entgegenzutreten, ich sei
nur neidisch. Neulich habe ich news über den einige Zeit verschollen geglaubte Tim Wiese geleen. Ich weiß auch nicht, warum mir das gerade jetzt einfällt.
Mann
Wichtige
Vokabel, um zum Ausdruck zu bringen, dass es beim Fußball nicht um ein
Kaffeekränzchen geht. Gehen die Spieler nicht richtig auf den Mann, dann
bedeutet das, dass sie die Manndeckung vernachlässigen. Berti Vogts
nannte das Nachsetzen. Doch
zupackende körperorientierte Spielweise darf auch nicht übertrieben werden: bei
schlimmen Fouls geht der Spieler nicht auf den Ball, nur auf den Mann.
Maultaschen
Auf die Reporterfrage, was sein Lieblingsgericht sei, antwortete der 2003 geborene Jamal Musiala, der seine ersten Lebensjahre im osthessischen Fulda verbrachte und dessen Eltern, wie so oft bei begnadeten Ausnahmetalenten jedweden kunstnahen Genres, eine binationale Ehe führten … zum Erstaunen der Fussballnation nicht etwa pulled porc, vergoldete Burger, Bistecca fiorentina oder fish and chips, sondern: MAULTASCHEN!
Angesichts seiner enormen mentalen und kinetischen Fähigkeiten fragt man sich nun, was in diesen Taschen wohl so alles drin ist. Eigentlich sind die Dinger ja, was die Zusammensetzung ihrer Füllung angeht, im wahrsten Sinn des Wortes ziemlich undurchsichtig. Klar, nachdem er mit seiner Familie nach England übergesiedelt war, sehnte er sich natürlich nach einigermaßen gutem Essen, und was war naheliegender, als sich innerlich nach derjenigen Mahlzeit zu verzehren, die er in realiter so oft in Deutschland tatsächlich verzehrt hatte. Aber warum … MAULTASCHEN? Die Firma Bürger weist Vorwürfe eventuellen Sponsorings vehement zurück. Dann muss seine Vorliebe wohl an den Ingredienzien liegen. Deren 16 Items umfassende Liste ist lang und ziemlich nichtssagend. Und wenn sie nun doch nicht Jamals schlängelnde Wahnsinnsbewegungen erklärt: dann liegt seine begnadete Ballführung vermutlich an der dem nigerianisch-britisch-polnisch-deutsch gengeprägten Kicker innewohnenden Genialität. In letzterem Falle wäre sein Leibgericht nicht mehr und nicht weniger als ein Hinweis darauf, dass Seelennahrung das beste Antidot gegen die Stressoren des Profifußballs ist.
Mittelfeld
Es
ist wichtig, das Mittelfeld zu beobachten und zu kommentieren. Im Mittelfeld
spielt sich sozusagen das Herz des Spiels ab, es gilt als Systemsteuerung der
Mannschaft. Im Mittelfeld muss frühzeitig attackiert werden, hier
geschieht außerdem das Umschalten von Abwehr auf Angriff. Wird ein
Spiel aus nicht unmittelbar einleuchtenden Gründen verloren, dann lag es
wahrscheinlich daran, dass das Mittelfeld zu ideenlos war. Gehen die
Spieler einer Mannschaft im Mittelfeld spazieren, dann sind ihre
Gegenspieler offenbar faul, ausgepumpt oder unmotiviert. Kommentare zum
Mittelfeld eignen sich hervorragend, um langweilige Phasen zu überbrücken und außerdem,
um Kenntnis zu dokumentieren. Die psychotherapeutische Entsprechung des
Rackerns im Mittelfeld ist einleuchtenderweise das sogenannte Durcharbeiten
(siehe auch: "Staubsauger").
Mittellinie
Die Mittellinie ist nicht nur dazu da, das riesige
Feld in gerechter Weise optisch aufzuteilen. Sie beherbergt auch den Anstoßpunkt des Spiels. Das klingt
ausgewogen. Das Pendant in der Psychotherapie ist das symmetrische Setting: es
wäre nicht nett und außerdem ungerecht, wenn der Therapeut in einem eleganten
gepolsterten Ledersessel abhängt, während der Patient, ohnehin oft aufgeregt,
auf einem harten Holzstuhl sitzen müsste. Durchbrochen wird diese Symmetrie beim
klassischen analytischen Setting. Der Patient liegt auf einer Couch, während
der Therapeut am Kopfende auf einem meist recht bequemen, zumindest aber
rückenschonenden Sessel Platz nimmt. Am Anfang seiner Laufbahn oftmals von
Ikea, später leistet man sich im besten Falle Mies-van-der-Rohe- oder auch
Corbusier-Designwunder. Immerhin schläft er gelegentlich ein, was dafür
spricht, dass der Analytikersessel durchaus Bettqualitäten aufweist und insofern
keinen Bequemlichkeitsnachteil gegenüber
der Couch birgt.
Musiala
siehe: Maultaschen
Neuer
Ist
zu den weltbesten Torhütern zählend, aus der Gattung mitspielender
Torhüter. Diese irreführende Bezeichnung soll ausdrücken, dass er auch per
Fuß mit dem Ball umgehen kann. So gut, dass er manchmal beim Mitspielen
vergisst, dass er auch noch das Tor zu hüten hat. In manchen Situationen konntest
du daher nur am Trikot erkennen, dass er eigentlich der Torhüter war. Vor kurzem ist in ausländischen Medien die Frage aufgeworfen
worden, ob Neuer in Wirklichkeit ein in Südkorea gebauter Computer ist. Man kam
ihm aufgrund lähmend eintöniger Fernsehinterviews auf die Schliche. Seither hat der FC Bayern, kaum ist Hoeneß´ Knastdrama
und Neuers Frust-Skiausflug mit nachfolgender Langzeitverletzung verdaut, schon
wieder ein Problem. Das Einsetzen von Computern auf dem Platz ist nämlich
bisher nur im Training und bei irrelevanten Freundschaftsspielen erlaubt.
Nominierung
Vorgang
vor einem wichtigen Turnier, bei welchem solche Flachzangen wie Kuranyi dann doch zuhause
bleiben müssen. Nominierungen geschehen manchmal unerwartet (angeblich) und
per Telefon. Der betreffende Spieler sitzt meistens gerade mit seiner Freundin
bei seinem Lieblingsitaliener und ist total überrascht und möchte natürlich
seiner Aufgabe 100 Prozent gerecht werden.
Auf seine eigene Lehranalyse musste ein angehender
Therapeut früher oft länger als ein Jahr warten und als der Chef dann endlich
anrief, saß man gerade mit der besten Freundin bei einer Suppe.
Nummer
zwei
betrifft
mehr oder weniger frustrierte Ersatztorhüter. Hiermit meinte man lange z.B. Weidenfeller.
Galt, wie auch der auffallend durchgecoacht wirkende René Adler, als
altersweise und seelisch gereift. Lief Weidenfeller raus, muss er
ihn (den Ball), wie alle Torhüter, haben. Bei ihm
konnte es nicht sein, dass er nur rausläuft, um einen Mitspieler zu verdreschen
(typische Spielergattung für letzere Abnormität: Kahn). Denn die Nummer zwei ist
oft, wenngleich nicht immer, ein menschlicher Lichtblick. In der Regel unterstützt
sie die Nummer eins (siehe auch: "Neuer"), anstatt ihr nachts heimlich ein
Krokodil ins Bett zu legen.
Pass,
tödlicher
ist
ein Pass genau in die Schnittstelle der Abwehr, der zu einer
100%igen Torchance wird.
Platz
Die Wahrheit liegt auf dem
Platz. Dort gibt ein reifer Spieler die Antwort. Denn grau ist alle Theorie.
Und jedes Verbalgesülze.
Poldi
Kurzname
von Podolski. Seit er in Köln dauernd Tore schoss, galt er als Hoffnungsträger
der Nation. Gemeinsam mit Basti (siehe dort) galt er als Spaßmacherteam der
deutschen Elf. Früherer Spitzname dieses Duos : Die jungen Wilden. Heute
zu den Alten zählend.
Punkt
Hiermit
kann nur ein Punkt gemeint sein: Der Elf-Meter-Punkt. Wenn der
Schiedsrichter auf den Punkt zeigt, kann man nichts mehr machen. Das Publikum
pfeift (Punkt der favorisierten Mannschaft) oder tobt vor Freude (Punkt der
gegnerischen Mannschaft). Insofern gibt es eigentlich zwei Punkte.
Räume
Sind
vor allem dazu da, sie eng zu machen. Und zu decken. Nichts ist schlimmer, als
nur auf den Mann zu achten. Da sieht man dann hinterher oft nicht gut aus. An
dieser Stelle ist es genauso wie im richtigen Leben.
Rasen
28 mm
hoch geschnittener Spielfeldbelag. Rasenfehler dienen als beliebte Ausrede für
schlechte Spiele. Ist der Kommentator ein schon etwas älteres Semester oder
heißt Béla Réthy, spricht er statt vom Rasen auch gerne mal vom Geläuf. Die Qualität des Rasens kann, ähnlich wie die Farb- und
Symbolwahl von Therapierauminterieurs, durchaus einmal ergebnisentscheidend
sein.
Rauslaufen
Beliebte
Tätigkeit des Torwarts, wenn ein Ball hoch und weit vor das Tor kommt und er
sich auf seine Hintermannschaft nicht verlassen kann. Nach einem
ungeschriebenen Fußballgesetz begibt er sich beim Rauslaufen in ein Risiko,
denn wenn er rausläuft, muß er ihn haben (sog. Verantwortungsübernahmeregel im Fußball). In
Therapiesitzungen übernimmt die Differenziertheit der sog. Rationalisierung des
Patienten häufig die Funktion des Rauslaufens. Wenn diese sitzt, kann der
Therapeut noch so viel um sich schießen, der Kasten bleibt dicht.
Reporter
Es
gibt Langweiler und wirklich coole Mikrofon-Künstler. Zu letzteren gehört Béla
Réthy nicht. Typischer Kommentar: „Die Oma des Spielers X hat vor 46 Jahren mit
der U-21 Frauenmannschaft beinahe den 3. Platz belegt“. Der absolute Kaiser der
Mikrofon-Stars ist dagegen Marcel Reif, dicht gefolgt vom etwas jugendlicher
daherredenden Wolff-Christoph Fuss. Typischer Kommentar von Reif, zur Frisur
des gerade dribbelnden Ribéry: „Da hat der Figaro wohl nach Gehör
geschnitten“.
Sack
Führt
eine Mannschaft 1: 0, dann könnte sie mit einem weiteren Tor kurz vor dem
Schlusspfiff den Sack zu machen. Aber sie darf nach gelungenem
Sackschluss nicht an Disziplin nachlassen, denn es wäre nicht das erste
Mal, dass in der Nachspielzeit noch gegnerische Tore fallen und die Mannschaft
darf jetzt auf keinen Fall den Fehler machen, zu selbstgefällig zu werden. Ein therapeutischer Honeymoon, oft bereits
während der probatorischen Phase, mit auftretender Scheinharmonie bei
Borderlinepatienten im Sinne von Sack-Zu-Gefühlen entpuppt sich oft im weiteren
Therapieverlauf regelmäßig als fataler Irrtum. Dennoch wird dieser immer wieder
begangen.
Sauberkeit
Im
Fußball wird, anders als man vermuten könnte, viel Wert auf Sauberkeit gelegt.
Der Torwart hält seinen Kasten sauber, wenn das Spiel zu null endet
und wenn der Torwart besonders zuverlässig dabei wirkte, dann hat er seinen
Kasten blitzsauber gehalten. Komische Szenen mit dahingerafften Stürmern
und ebenfalls fallenden Verteidigern der gegnerischen Mannschaft am tornahen
Ende des Strafraumes erzeugen den Eindruck, ganz sauber war diese Attacke
nicht. Von wesentlicher Bedeutung für die defensive Leistung des
Mittelfeldes ist außerdem der sog. Staubsauger. Das ist ein
unermüdlicher Spieler, der versucht, seiner Hintermannschaft einen sauberen
Arbeitsplatz zu verschaffen, indem er im hinteren Mittelfeld alles abräumt.
Typische Spielergattung: Khedira, Rudy (Hoffenheim). Früher bei Bayern:
Jeremies (als Staubsauger geboren: si tacuisses, philosophus mansisses).
Staubsauger sind meistens stille, aber effiziente Naturen, die sich unermüdlich
in den Dienst der Mannschaft stellen und sich völlig aufreiben. Manchmal
werden sie auch Rasenmäher genannt.
Schiedsrichter
Mann,
der im Strafraum für Ruhe sorgt, die beiden Streithähne
miteinander versöhnt, der, wenn er der gegnerischen Mannschaft keinen
Elfmeter zugesteht, Fingerspitzengefühl beweist und dann, wenn sich im
Spiel jetzt die Nickligkeiten häufen, härter durchgreifen muss. Therapeutisches
Analogon des Schiedsrichters ist der Supervisor. Ähnlich wie bei letzterem wird
bei misslingender Therapie oft das ganze Elend des Resultats auf den Supervisor
geschoben. Muss im Gegensatz zum Schiedsrichter allerdings keine regelmäßigen
Lauf- und Fitnesstrainings absolvieren. Altert daher manchmal unbemerkt vor
sich hin (Hauptgefahr: Ansatz von Moder). Handelt es sich um den Seitenschiedsrichter,
ist dessen Rolle häufig durch den mitbehandelnden Psychiater besetzt; dieser
hat meistens als Sündenbock zu fungieren, egal ob er fälschlicherweise die
Abseitsfahne hebt oder dies fälschlicherweise unterlassen hat; immerhin wird
ihm gelegentlich zugestanden, dass das ohne
Zeitlupe unheimlich schwer zu sehen war.
Schweini
wird
auch Basti genannt. Sebastian Schweinsteiger ist der beste Freund von Poldi
(Podolski). Redet bayerisch. Ist ein fußballerisches Eigengewächs des
FC Bayern. War im Grunde noch recht grün hinter den Ohren, aber selbstbewusstseinsmäßig
schon von Anfang an auf der Überholspur. Wenn er gradlinig spielte, war er am
besten. Kritiker warfen ihm zu viele Zirkusnummern vor, mit denen
Schweini zeigen wollte, dass Fußball Spaß macht (womit er außerdem auch gerne
teure Angebote aus der Premier League anlockte und prüfte, um dann doch weißblauer
Glückseligkeit treu zu bleiben). Apropos weißblau, Schweini macht mit seiner
Frau des Herzens viel Reklame für ein zweifelhaft chices Bekleidungslabel. Ich
sage nur: sportliche Streifen und Trikotstoffe mit Leopardmuster sorgen nicht
immer für modische Eleganz. Schon gar nicht bei übergewichtigen KäuferInnen.
Welche man heutzutage ‚gravitativ
benachteiligt‘ nennen soll.
Selbst
antreten
Wenn
ein Spieler am Lauf Richtung Tor gehindert und stattdessen gefoult wird und
einen Freistoß rausholt, sollte er gemäß eines ungeschriebenen Gesetzes der
Fußball-Magie nicht selbst antreten. Aber daran halten sich meistens nur
diejenigen Spieler, die sowieso keine Freistoß-Künstler sind. Viele anderen treten
selbst an. Das kann Unglück bringen. Bei unzureichend wirksam gewesenen
Therapien geschieht es nicht selten, dass derselbe Therapeut trotzdem nochmal
eine Zweittherapie versucht. Es ist schwer, auf Misserfolgen sitzen zu bleiben.
Sieg
Siege
können verdient, nicht unverdient, glanzlos oder schmeichelhaft, aber auch dreckig sein.
Sommerfußball
bedeutet,
der Zuschauer langweilt sich. Dann sagt man, das Spiel dümpelt dahin (siehe auch: dümpeln). Ob
die Bezeichnung ursprünglich auf den klimatischen Bedingungen fußt, die keine
athletischen Spitzenleistungen erwartbar machen, oder auf der Jahreszeit, in
der ungewöhnlich viele Testspiele und unbedeutende Sowieso-Coups ausgetragen
werden, bei denen sich die Spieler nicht verletzen wollen, ist historisch
ungeklärt.
Spitze
Spitzen
(gemeint sind die Stürmer, die ganz vorne stehen, nicht zu verwechseln mit
Spitzenspielern) haben es psychisch schwer. Häufig werden sie vorne zu sehr
alleingelassen, nicht genug bedient oder finden keinen Anschluß an
das Mittelfeld. Hier blitzt das Motiv des lonesome rider auf, der gegen
den Sonnenuntergang einsam in die Prärie reitet, in der psycho-therapeutischen
Szene als klassische Restspecies des orthodox arbeitenden Analytikers bekannt,
der unzureichend wertgeschätzt wird und aufgrund falscher Zuweisungen (für wahre
Psychoanalysen ungeeignete Patienten) häufig nicht mehr ausreichend ausgelastet
ist.
Stadion
Ist
ein Stadion ausverkauft, hört man dies in der Regel schon vor dem Anpfiff durch
den Kommentator. Um das noch dramaturgischer auszugestalten, sagt dieser
manchmal auch, das Stadion sei picke-packe voll, was, wie der total volle Therapeut, fälschlicherweise
als ein zu erwartendes Qualitätsmerkmal der Partie interpretiert wird.
Staubsauger
siehe: Sauberkeit
Steuerliches
Ein
Spieler mit hoher Laufleistung, der überall auftaucht, macht Kilometergeld. Beliebter Steuereinspartrick bei Therapeuten
sind dagegen auffallend frequente Tagungsbesuche (Davos, Sylt, Malle).
Stürmerfoul
Abart
des üblichen Fouls, das der Verteidiger am Stürmer der gegnerischen Mannschaft
verübt. Hier foult der Stürmer. Der – unaufgeregte – Kommentar
„Stürmerfoul!“ sorgt für Ansehen, da er Fachkenntnisse beweist.
Torchance
Es
gibt 100%ige, die muss er machen. Vergebene oder verwertete Torchancen
sind die Essentials bei den Nach-dem-Spiel-Interviews auf die Frage, warum die
eigene Mannschaft gewonnen bzw. verloren hat. Bei der staatlichen
Abschlussprüfung zum Psychotherapeuten ist es ungünstig, die Chancen der sich
andeutenden Konflikte in der therapeutischen Beziehung ungenutzt und damit
liegen gelassen zu haben.
Trainer
Bei
Fernsehübertragungen wird das Gesicht des Trainers mehrfach während des Spiels
eingeblendet und der Kommentator liest daran ab, wie er sich selber fühlt. Hämische
Kommentare, z.B. über die TSG Hoffenheim, sind in letzter Zeit oft undercover
zu hören, indem sie am betreffenden Trainer ausgelassen werden: so wird
Matarazzo als „mit einem dünnen Hemdchen im Regen stehend“ beschrieben. Verantwortungsvolle
Supervisoren gehen mehr und mehr dazu über, nur noch mit großer Sonnenbrille und
neutralfarbigen BOSS-Hosen-anzügen zu supervidieren, da die
grobmanipulatorische Einflussnahme auf den ratsuchenden Therapeuten hierdurch
minimiert werden kann.
Trainergespann
besteht
aus dem Cheftrainer und seinem Assistenten. Den Assistenten erkennt man daran,
dass er meistens Zettel in der Hand hat und nicht ganz so attraktiv ist wie der
Trainer. Bei wichtigen Spielen kriegt man allenfalls den Assistenten und
niemals den Trainer während der Halbzeitpause an´s Mikrofon.
Ultras
Besondere Gruppierung unter Fußballfans, vereinsspezifisch. Niemals würden sich, abgesehen von vereinsübergreifenden fußballpolitischen Demonstrationen, Ultras des Vereins A mit Ultras des Vereins X einfach so in einen Topf werfen lassen. Und schon gar nicht mit denen von B. Der Begriff taucht in den allgemeinen Nachrichten leider eher in schlagzeilenverdächtigem Negativkontext auf: also mit solch hässlichen hashtags wie Randalieren (Hooligan-nahe), Pyrotechnik, Hassplakate, Protestbanner.
Doch greift dieser assoziative Bedeutungshof etwas kurz. Vom Begriff her scheint jedermann zu wissen, was gemeint ist: so was ähnliches wie Dieter Bohlens den bundesdeutschen Wortschatz nivellierendes „mega“, also alles, was besonders stark, extrem und ausgeprägt ist. Aber wir müssen, abseits von dieser letztendlich im quantitativen Kontext verbleibenden, Definition etymologisch noch die guten alten Lateiner heranziehen: denn es steckt darüber hinaus auch noch die beinahe mystisch verankerte Konnotation von „jenseits“ drin, also dann doch auch etwas Qualitatives. Es sind nicht nur besonders treue, besonders oft zu den Auswärtsspielen reisende, besonders laute Fans – nein, sie verkörpern noch etwas ganz anderes. Tiefenpsychologisch ist die Sache ultraklar: der Wunsch, zu einer Gruppe zu gehören und dennoch sich durch eine ganz besondere, eben einzigartige Identität und damit auch Individualität auszuzeichnen, wird durch die Zugehörigkeit zu den Ultras eines bestimmten!!! – das ist wichtig – Vereins geradezu magisch erfüllt. Insofern ist das Ultra-Fanwesen eine entwicklungspsychologische Meisterleistung in Zeiten notwendiger narzisstischer Selbstvermarktung (Insta, TikTok, X) und spurhaltender Selbstvergewisserung.
Aber wirklich trennscharf ist der Begriff dennoch nicht. Ich jedenfalls bin kein Ultra, habe jedoch echte Probleme, mit etwas anderem als dunkler Kutte, Kapuze, Jeans und ultrasportlichem burschikosem Schuhwerk, stets verbunden mit halbverschlossenem skeptischem Blick, im Stadion aufzutauchen. Sind wir nicht alle bisschen ultra? Wenigstens während der laufenden Spielsaison.
Underdog
Ein
underdog, der gut mitspielt, zeigt dem haushohen Favoriten die eigenen
Grenzen auf und lässt ihn nicht gut aussehen. Geht das Spiel
unentschieden aus, dann feiert dies der underdog als einen Achtungserfolg.
Ein nicht zu unterschätzendes
Privileg des underdogs ist es, dass der Anteil der Zuschauer, die nicht
wirklich parteiisch sind, es allein durch das Mitfiebern mit dem underdog dann
doch noch werden (sog. David-und-Goliath-Regel im Fußball). Für Aufsehen
sorgten in den Achtzigerjahren des letzten Jahrhunderts wissenschaftliche
Studien, wonach Laien beachtliche Erfolge als Psychotherapeuten erzielen
können (sog. Hausfrauenstudie).
Verladen
hat
nichts mit Transporten zu tun. Verladen wird meistens ein gegnerischer
Abwehrspieler vom ihm zugeordneten Stürmer, der solange körpersprachlich aktiv
hin- und herwedelt, bis der Gegner durcheinander ist und sich in Bezug auf die
Richtung, die der Stürmer dann endlich nimmt, irrt. Siehe auch „Austanzen“. Ein
Starspieler lässt sich nicht so leicht verladen. Das Verladen in der Psychotherapie wird
meistens von Seiten der Patienten bis hin zur Perfektion gepflegt, in dem sie
nur vorgeben, etwas kapiert zu haben. Verladen mit zusätzlichem Tunneln (siehe
auch: "tunneln") ist eine Höchststrafe für den Behandler, weil er nicht
rechtzeitig gemerkt hat, dass der Patient eigentlich Rente will und nicht nur
spielen.
Wach
Ein Hallo-Wach-Effekt
für die Hintermannschaft liegt vor, wenn ziemlich zu Anfang des Spiels
beinahe ein Tor gegen sie gefallen wäre. Oft war die Mannschaft zu diesem
Zeitpunkt des Spiels noch gar nicht richtig auf dem Platz.
Wehtun
Fouls
können mehr oder weniger schmerzen. Die Stelle, an der es Männern so
richtig weh tut, wird von Kommentatoren der öffentlich-rechtlichen Sender
aus Rücksicht auf mitzu-schauende Frauen nicht explizit benannt.
Zeit
schinden
Spieler
der führenden Mannschaft haben es vor Abpfiff des Spiels nicht sehr eilig. Wenn
jemand z.B. einen Einwurf machen soll, blättert er vorher nochmal die Seite um im
Buch, das er gerade liest (Zitat von Marcel Reif, siehe auch: Reporter). Das
Zeitschinden ist auch in der Psychotherapie ein zu Therapieende sich auffallend
häufendes Phänomen, indem Termine häufiger als früher abgesagt werden, so dass
sich der Abschied immer mehr zieht. Außerdem läuft dank großer Zeiträume
zwischen den Sitzungen nicht mehr wirklich viel, so dass zum Schluss Gemütlichkeit
garantiert ist.
Zitate
Abseits ist, wenn der
Schiedsrichter pfeift (Franz Beckenbauer).
Der Klinsi und ich sind schon
ein gutes Trio (Fritz Walter).
Der
Ball ist rund und ein Spiel dauert 90 Minuten (Sepp Herberger).
Zuerst
hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu (Jürgen Wegemann).
Wer
fragt, kriegt nur Antworten (Michael Ballint. Oder hieß er Balint?).
Frauenfußball.
Männerfußball. Es ist ein Fußball (Lena Oberdorf).
Zwölfter
Mann
ist
das Publikum. Wichtig, um die Mannschaft anzufeuern. Hat der zwölfte Mann nicht
viel Interessantes zu sehen, feiert es sich selbst durch besondere
Gesänge, deren aktueller Bezug zum Spiel nicht immer offensichtlich ist. Der
zwölfte Mann pfeift, wenn der Schiedsrichter mit seinem Pfiff daneben lag. Beim
psychotherapeutischen Setting ist ebenfalls beobachtbar, dass nur scheinbar
zwei Parteien beteiligt sind. Die Einflußnahmemöglichkeiten der Angehörigen,
insbesondere der neidischen, frustrierten, ungeduldigen oder eifersüchtigen
Partner des Patienten, sind denjenigen des zwölften Mannes in keiner Weise
unterlegen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen