Mein Lebensgefährte ist begeistert von Ärztin L., googelt sie und stellt fest, sie sehe nett aus. Das sagt er aber nur, weil er von Psychologin T. (Frau Schaun-wir-mal) enttäuscht ist. Ich eigentlich auch, aber ich stehe doch bei T. im Wort! Ärztin L. lässt mich wissen, dass es ihr eine Ehre wäre, auf meinen Sitz zugelassen zu werden.
Tag 178:
Die Bewerbungsfrist ist abgelaufen. Mein Urlaub leider auch. Es haben mich kurz nach meiner Rückkehr acht Psychologen angerufen. Ich sage allen acht, ich wüsste leider noch nicht, ob sich auch eine Ärztin entscheidet. Ich bäte um Geduld.
Tag 179:
Ich rufe die sich geehrt fühlende Ärztin L. an. Ja, sie sei weiterhin sehr interessiert. Gerne persönliches Gespräch. Könne aber gerade schlecht zu mir kommen, da… irgendwas mit Tochter, Schwiegermutter, Babysitter, Kindertagesstätte und kaputtem Auto. Ich beschließe, auf die Ärztin L. zuzugehen und sie an ihrer jetzigen Arbeitsstätte zu treffen. Mein Lebensgefährte sagt, das sei aber weit aus dem Fenster gelehnt. Ich antworte, ich würde mich zwar raus lehnen, aber nur um endlich das Fenster schließen zu können, L. sei eine sichere Bewerberin, wenn sie sich entscheiden würde, zumal Kollegin Schaun-wir-Mal emailmäßig abgetaucht sei und ich wolle nicht noch wochenlang mit den anderen sieben Psychologen verhandeln, wenn am Ende doch Ärztin L. das Rennen beim Ausschuss macht. Mit etwas Glück sei das heute noch endlich entschieden.
Tag 180:
Das Gespräch mit Ärztin L. ist wirklich Balsam. wir treffen uns in ihrem großen oberärztlichen Dienstzimmer. Sie holt die Geige raus und sagt mir nochmal, es sei ihr eine Ehre. Sie hätte schon viel von mir… aber das hatten wir ja schon. Nach einer Dreiviertelstunde wird klarer, dass sich L. auch parallel auf einen anderen Sitz in der Stadt X beworben hat. Ja, wie verbleiben wir jetzt? Beim Handshake unter der Tür sagt sie leise, Ende nächster Woche wisse sie, ob es in X klappe, und wenn nicht, werde sie sehr gerne mit mir einen Vorvertrag machen. Ich schreibe allen acht Psychologen, dass ich es leider erst Ende nächster Woche wisse, ob ich ihre Bewerbung berücksichtigen könne. Nur Kollegin T. will ich das nicht per E-Mail schreiben. Ich will es ihr lieber persönlich sagen, es wird sie treffen. Oder?
Tag 198:
Es ist nicht Ende nächster Woche, sondern schon Ende übernächster Woche. Was fehlt, ist ein Lebenszeichen von Ärztin L. Vielleicht ist sie überfahren worden oder hat anderweitig den Kopf voll. Ich schreibe ihr eine E-Mail, einen Anruf verbietet mein wieder erwachter Stolz.
Tag 200:
Die sich geehrt fühlende Ärztin L. schreibt mir, es sei noch nichts entschieden, es liefen noch die Gespräche mit den anderen Bewerbern. Wessen Gespräche? Mit welchen Bewerbern? Sie sei aber weiterhin interessiert.
Tag 201:
Ich spreche mit dem jugendlich attraktiven Psychologen F. Er hatte mich auch schon im Urlaub angerufen, aber in etwas unangenehmer Weise begonnen, über den Kaufpreis zu feilschen. Er hat schon Räume, ist nett und wir brauchen nur 25 Minuten. Mit Männern kommt man einfach schneller durch so was durch. Einziges Störgefühl: er möchte mich dauernd zu irgendwelchen Steuerspartricks bei der Vertragsgestaltung überreden. Ich frage ihn, wenn dann eine Steuerprüfung ist, bekomme dann eigentlich ich Ärger oder sie? Er sagt, das fände er eine gute Frage. Wir einigen uns, dass wir einen Vorvertrag machen, falls die sich geehrt fühlende Ärztin L. doch nicht will.
Tag 202:
Ich habe seit Tagen nicht von Frau Schaun-Wir-Mal gehört. Ich rufe sie bei der Arbeit an und frage als erstes, ob es gerade passt oder ob ich störe. Sie ist in einem Meeting, überredet mich aber, wir könnten ruhig reden. Das Telefonat bleibt von ihrer Seite absolut kryptisch. Ich möchte jetzt endlich Klarheit, ob sie a) wirklich meinen Sitz haben möchte, b) schon Räume hat und c) so klug ist, sich auch auf andere Sitze bewerben. Das alles kriege ich aber nicht aus ihr heraus. Weil bei dem Meeting Leute sitzen und zuhören. Vermutlich hat sie die täglich als Schutzwall einbestellt, für den Fall, dass ich bei ihr anrufe.
Tag 203:
Der jugendlich - attraktive Psychologe F. schickt mir eine E-Mail mit Anhang. Wegen der Steuerspartricks. Es handelt sich um ein 26 seitiges PDF. Eigentlich habe ich keine Zeit, aber lese es ihm zuliebe doch. Dreimal. Ich verstehe es aber nicht.
Tag 204:
Die Schaun-wir-Mal-Frau schreibt mir, ja, sie wolle gerne ein Vertragsgespräch führen. Leider sei sie mehrere Tage nicht erreichbar gewesen wegen Server - Problemen. Ja gut, kann passieren.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen