...was bisher geschah ...
Meine absolut sichere Nachfolgerin rief an um mir mitzuteilen, dass es sich doch sehr mit meinem Sitz hinziehe, so daß sie sich nun auf den Sitz der ärztlichen Kollegin S. beworben habe. Daher ziehe sie ihr Interesse an meinem Sitz zurück. Die Übergabe für ihre neue Praxis sei bereits am 1. Januar. Ich wünschte ihr alles Gute und biß danach in ein Teetablett.
Episode 5: Frau Schaun-wir-mal
Tag 121:
Nach überstandener Unterlippenverletzung wegen eines kühnen Lacktablettbisses verdichten sich meine Gespräche mit der mir aus ihrer Ausbildung schon länger bekannten psychologischen Kollegin T.
Tag 132:
Ich schlafe schlecht. Ich bin die ganze Zeit nervös, weil die Entscheidung des Ausschusses, ob denn nun mein Sitz auch wirklich nachbesetzt wird oder nicht, ausgerechnet in meine Sommerferien fällt. Mein Freund lässt den Satz fallen, ich bin froh, wenn das ganze rum ist. Es soll nicht das einzige Mal bleiben, dass er den Satz fallen lässt. Schon zu Beginn der Sommerferien habe ich schlecht entspannen können, weil die psychologische Kollegin T. so merkwürdig passiv wirkt und ich ihr doch zugesichert hatte, dass ich sie bevorzugt als Bewerberin für den Sitz verteidigen würde.
Tag 148:
Gestern war der zum zweiten Mal verschobene Termin der Ausschusssitzung. Ich rufe aus dem Urlaub am beim Ausschuss an. Gottlob ist die gewisse Dame vom Ausschuss nicht dran, sondern ihre Kollegin. Der Ausschuss habe positiv entschieden. Der Sitz werde ab morgen vier Wochen lang ausgeschrieben. Ich sitze im südfranzösischen bergigen Hinterland von Nizza und verfüge, welch´ eine Freude, über eine Internetverbindung. Ich schicke sofort eine E-Mail an Kollegin T., der ich versprochen habe, sie zu berücksichtigen. Ich teile ihr meine Chiffrenummer mit und dass sie sich nun auf den Sitz offiziell bewerben könne; weil sie irgendwie sich immer so bitten lässt, schreibe ich dazu: wenn Sie noch wollen. Kollegin T. meldet sich drei Tage nicht. Mein Lebensgefährte kriegt auf T. eine negative Gegenübertragung. Ich schlafe schlecht.
Tag 151:
T. meldet sich per E-Mail und schreibt, na dann schau´n wir mal. Eigentlich ist sie keine Bayerin. Auch sonst stört mich das Na-Dann-Schaun-Wir-Mal etwas. Mein Lebensgefährte nennt sie jetzt Frau Schaun-Wir-Mal. Ich kriege kalte Füße, denn wenn sie jetzt gar nicht mehr will, dann sollte ich doch weitere Bewerber ins Boot holen. Ich überlege, ob ich Kollegin T. viel zu lange die innere Treue gehalten habe. Sie hat ein schwieriges Approbationsalter und vor dem Ausschuss wollte ich ihr lange keine Konkurrenten mit einem besseren Approbationsalter vorsetzen. Und vor allem keine Ärzte.
Tag 152:
Noch im Urlaub erhalte ich sofort nach Beginn der Ausschreibung einen Anruf von einer Ärztin namens L. Sie habe vor, sich auf meinen Sitz zu bewerben. Wolle das aber nur ankündigen, mich nicht weiter in meinem Urlaub stören und wir könnten ja dann die Feinheiten nach meiner Rückkehr besprechen.
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