f Psychogeplauder: Halber Praxiswitz Staffel 2 Episode 2: Fallen in love

Donnerstag, 23. September 2021

Halber Praxiswitz Staffel 2 Episode 2: Fallen in love



... was bisher geschah

Mittlerweile habe ich einen zwar jungen und sehr attraktiven, aber im Gegenzug mich mit Steuerrecht quälenden Psychologen F. am Hals sowie eine unentschiedene, dafür mich sehr wertschätzende Ärztin L. Und - ja, natürlich, als Dauerbrenner - die schwer beschäftige Frau Schaun-wir-mal mit Serverproblemen und Meetingterminen.


Episode 2.2: Fallen in love


Tag 205: 

Ich erhalte eine E-Mail von der mir bis dahin unbekannten Psychologin K. Sie beginnt mit den Worten Ich will ehrlich sein. Ich glaube, das war der moment of no return. Ein Augenblick der Herzen. Ein coup de foudre, und das auch noch ohne Sicht.

Sehr kurzes Approbationsalter. Also nicht so große Chancen beim Ausschuss, eigentlich. Selbst gegenüber Frau Schaun-wir-Mal im Nachteil. Gegenüber dem jugendlich attraktiven Psychologen F. mit dem Steuerspar-PDF sowieso. Aber sie sei von ihrer Praxisverkäuferin reingelegt worden und habe jetzt erst auf ihr eigenes Insistieren gehört, dass sie gar nicht die einzige sei, mit der die Praxisverkäuferin einen Vorvertrag habe. Jetzt wolle sie doch noch bei mir gerne einen Vertrag machen. Die Geschichte rührt mich. Bewerberin K. hat Räume. Aber die sind 1400 Meter entfernt. Ich höre schon innere Stimmen : aaaaah, iiiih, mhhhhm. 

Tag 206: 

Die fast chancenlose Psychologin K. kommt zu mir zum Gespräch. Ich finde sie klasse. Wir tauschen uns aus wie angeschossene Rehe, die sich in dieser rohen Welt voller Taktierens und Schummelns die Wunden gegenseitig lecken können. Ich sage Frau K., dass es aber leider noch eine andere Schaun-wir-mal-Psychologin gebe, die aber noch Räume brauche, und dass ein Vorvertrag auch nur möglich wäre, wenn sich die sich geehrte fühlende Ärztin L. zurückzöge. Frau K. ist trotz der diversen Wenns alles recht. Sie hat einen akkurat geschnittenen Pagenkopf und irgendwie kriege ich sie auch sonst nicht mehr aus dem Kopf.


Tag 207: 

Die Ärztin schreibt mir, es sei jetzt soweit klar: sie könne den Sitz in ihrer Wunschstadt bekommen, allerdings habe eine Psychologin noch eine Art Veto-Recht in letzter Sekunde sich erbeten. Jetzt mache sie dort den Vorvertrag und dann zur Sicherheit auch noch mit mir. Sie wisse, sie sei eine unsichere Kandidatin. Das tue ihr leid. Für wen? 


Tag 208: 

Die Ärztin L. mailt, es sei jetzt alles geklärt, und sie habe sich entschieden. Sie wolle in drei Tagen zu mir zum Vorvertrag kommen. 


Tag 209: 

Ich sage allen Psychologen per E-Mail ab, da sich eine Ärztin auf meinen Sitz bewerben werde. Besonders leid tut es mir für die nette ziemlich chancenlose 1400 Meter entfernte ehrliche Pagenkopf-Psychologin K. und natürlich auch für Frau Schaun-Wir-Mal. 

Zwei Stunden später meldet sich der promovierte Psychologe B. telefonisch. Er ist neu in meiner Runde, dafür aber sehr kampferprobt scheinend; er teilt mir mit, er habe zwar keine Räume, werde aber demnächst total tolle Räume besitzen, und mit wem ich Vorverträge hätte, sei ihm egal. Er werde sich vorbehalten, trotzdem vor dem Ausschuss zu erscheinen. Er lässt mich, ganz Gentlemen, dann noch wissen, dass er mir gerne am Vorabend der Ausschusssitzung Bescheid geben werde, falls er das tue. Und dann hängt er tatsächlich noch dran: Einen schönen Tag noch. 


Tag 210: 

Die Ärztin schreibt mir morgens um 8 Uhr 10 eine E-Mail, sie wolle jetzt doch absagen. Das sei ihr sehr unangenehm, und per E-Mail sei das nicht angebracht, sie werde auf jeden Fall noch anrufen, um mir alles zu erklären. Da draußen im Warteraum schon mein nächster Patient sitzt, muss ich meine Emotionen rasch gebacken kriegen und beiße zu dem Zweck wieder einmal in mein chinesisches Lacktablett. 


Tag 210/211: 

Der vom netten Justiziar des Ausschusses in Aussicht gestellte Termin der Sitzung zum Vertragsabschluss ist mittlerweile verstrichen. In der Nacht träume ich, ich sei keine Verkäuferin, sondern eine Käuferin und würde zur Übernahme eines Sitzes gezwungen, den ich nicht wollte. Ich schimpfe und beschwere mich, aber es bringt nichts. Ich muss in einem kleinen schäbigen Kaff anfangen, in dem es gar keine Patienten gibt.

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