Es gibt schon manchmal dicke Bretter, die sich in Therapeutensesseln zum Bohren niederlassen. Bei mir hatte zunächst gar nicht sie, sondern ihre Schwester angerufen:
ob „möglichst schnell“ ein Termin frei wäre, denn ihre Familienangehörige sitze hier weinend neben ihr und es müsse „sofort“ was „geschehen“. Das hätte mich vorsichtig stimmen sollen. Ich ratterte meinen pädagogisch eingefärbten Konservensatz herunter, dass es wichtig sei … dass die Patienten selbst anriefen … und dass dieses wenn auch kleine Bemühen zur Therapie gehöre… und ich bäte um Verständnis. Debatten im Hintergrund, unter Teilnahme einer dritten, und, soweit hörbar, einer vierten, ebenfalls weiblichen Person, aber offenbar wollte diejenige, um die es eigentlich ging, nicht an den Apparat kommen. Ich vertagte höflich das Telefonat und bot an, dass die Schwester, wenn sie sich innerlich soweit fühle, in nächster Zeit sich gerne selber melden könne. Drei Minuten später fühlte sich die Schwester so weit, und das Telefon klingelte wieder.
ob „möglichst schnell“ ein Termin frei wäre, denn ihre Familienangehörige sitze hier weinend neben ihr und es müsse „sofort“ was „geschehen“. Das hätte mich vorsichtig stimmen sollen. Ich ratterte meinen pädagogisch eingefärbten Konservensatz herunter, dass es wichtig sei … dass die Patienten selbst anriefen … und dass dieses wenn auch kleine Bemühen zur Therapie gehöre… und ich bäte um Verständnis. Debatten im Hintergrund, unter Teilnahme einer dritten, und, soweit hörbar, einer vierten, ebenfalls weiblichen Person, aber offenbar wollte diejenige, um die es eigentlich ging, nicht an den Apparat kommen. Ich vertagte höflich das Telefonat und bot an, dass die Schwester, wenn sie sich innerlich soweit fühle, in nächster Zeit sich gerne selber melden könne. Drei Minuten später fühlte sich die Schwester so weit, und das Telefon klingelte wieder.
Zum ersten Gespräch
erschien dann eine hübsche Frau in mittleren Jahren, die berichtete, dass ihr Hausarzt sie schon vor anderthalb Jahren zur
Therapie geschickt habe, aber es gebe ja so unglaublich lange Wartezeiten bei
den Therapeuten, dass sie dieses Ansinnen wieder habe aufgeben müssen. Außerdem sei
damals gerade Ferienzeit gewesen und die meisten Therapeuten, die sie versucht
habe anzurufen, seien ohnehin in Sommerurlaub gewesen. So sei das wohl, fügte sie hinzu, wenn man wirklich mal Hilfe brauche ... Mit eingezogenem Kopf erfolgte
argwöhnisches Nachfragen meinerseits: ob sie denn vom Rat ihres Hausarztes
überzeugt gewesen sei, oder ob es vielleicht sein könne, dass sie im
allerhintersten Eckchen ihrer Seele ein ganz kleines bisschen skeptisch sei
bezüglich der Therapieempfehlung. Ja, im Grunde schon, man wisse ja nie, an
welchen Therapeuten man gerate und ob der auch wirklich gut sei. Man fühle sich
außerdem rasch zum Psychofall abgestempelt und sie wolle auf jeden Fall
vermeiden, dass ihr Hausarzt ihre vielfältigen Beschwerden mit einem Schlag zukünftig nur
noch als seelisch interpretieren würde. Aus diesem Grunde bitte sie auch darum,
ihm auf keinen Fall einen Bericht zukommen zu lassen. Ihr Problem sei, dass sie nicht
ausreichend schlafen könne und morgens um 4 Uhr mit Angst und Magendruck
aufwache. Zuletzt sei sie regelrecht in Panikzustände gefallen und habe
Heulkrämpfe bekommen, sei im Haus hin- und hergelaufen und ihre Familie hätte sich zunehmend Sorgen gemacht. Ja, das hatte ich gemerkt. Sie wisse eigentlich
selber, was ihr Problem sei, sie müsse sich beruflich umorientieren. Sie sehe
sich eigentlich als Künstlerin, als Designerin, aber es setze sie unter
Druck, wenn die Kunden bei ihr etwas in Auftrag gäben, das zu einem bestimmten
Zeitpunkt fertig sein müsse. Ich könne mir das vermutlich gar nicht vorstellen. Sie habe schon überlegt, nur noch
fertiggeschneiderte Kinderkleidchen in den gängigen Größen zu verkaufen, aber
das sei noch mehr Druck, denn dann wisse sie ja nie, ob sich die Mühe lohne und
sie ihre Produkte auch verkaufen werde. Schließlich investiere sie dabei
Materialkosten und eine Menge Zeit. Sie mache aber eigentlich diese Arbeit gerne, nicht dass ich jetzt dächte, das sei nicht das Richtige für sie. Wenn
nur diese Abgabefristen nicht wären, außerdem brauche sie für das Verpacken und
Beschriften ihren Mann und ihre jüngere Tochter, weil die mit
dem Computer Etiketten machen könnten, und beide würden das dann oft rausschieben und
nicht rechtzeitig fertigmachen und sie hätte dadurch dann noch mehr Druck. Daher
habe sie zuletzt in einer Pralinenmanufaktur stundenweise gearbeitet, aber das ginge
nicht mehr, weil es dort aus lebensmitteltechnischen Gründen so kühl sei und das
sei schlecht für ihre ständig wiederkehrenden Infekte. Nun habe sie dort gekündigt,
aber das sei keine Lösung, weil sie genau wisse, dass ihr Mann innerlich
darüber enttäuscht sei, denn sie bräuchten Geld. Sie sei wütend darüber, dass
ihr Mann sie zwischen den Zeilen auffordere dazuzuverdienen, aber sie wolle auf
keinen Fall, dass er ihr ihren Ärger anmerke, denn wenn zuhause dicke
Luft sei, dann halte sie das nicht aus und sie habe dann noch mehr Stress. Ihr Mann
sei mittlerweile pensioniert und man beziehe zwar eine
ganz ansehnliche Rente, aber es fehle ihnen ständig Geld. Sie wolle lieber
sparen und für das Alter vorsorgen, aber er mache dabei nicht
mit und habe in finanziellen Angelegenheiten eine ganz andere Einstellung als
sie. Vorschreiben könne sie ihm das Sparen aber auch nicht, weil er ja immer der
Hauptverdiener gewesen sei. Sie frage sich auch, ob sie ihren Mann überhaupt liebe,
und habe schon, als die Töchter noch klein waren, an Trennung gedacht, aber eine
Scheidung sei damals nicht in Frage gekommen, weil sie materiell ja von ihm
abhängig gewesen sei und weil sie den Kindern auf keinen Fall den Vater nehmen
wollte. Er habe unbedingt vom Land in die Stadt ziehen und dieses Haus kaufen
wollen, es sei ein riesiges Opfer von ihrer Seite gewesen, das mitzumachen,
aber sie hätte damals zwei Kleinkinder zu versorgen gehabt und sei auf ihren
Mann angewiesen gewesen. Auch jetzt komme eine Trennung nicht in Betracht, weil
sie mit den Schuldgefühlen, die sie dann hätte, sowieso nicht leben könne, und
ihre Töchter würden das ihr nie verzeihen. Eine Paartherapie lasse sich nicht
durchführen, da ihr Mann nicht mitmachen würde, weil er von Psychologen nichts
halte. Außerdem seien sie in der Stadt bekannt und im Nu wäre das bei ihren
Bekannten rum. Eine Paartherapie sei aus ihrer Sicht auch gar nicht das
Richtige, da sie erst einmal selber auf die Reihe kommen müsse, um stark genug
zu sein, in irgendwelchen Paargesprächen überhaupt sich artikulieren zu können.
Ihre jüngere Tochter würde langsam vor dem Auszug stehen, das mache sie fertig,
ihre Kinder seien ihr ein und alles, aber sie wolle ja keine Glucke sein, so
dass sie versuche, ihnen nicht im Wege zu stehen. An dieser Stelle stiegen ihr Tränen in die Augen, und ihre Verzweiflung war zu spüren. Sie habe
außerdem seit Jahren Schmerzen in den Gelenken, aber da könne ich
ihr auch nicht helfen, sie sei schon bei vielen Ärzten gewesen, und seelisch
sei das nicht! Ihre Depressionen seien in den letzten Jahren schlimmer geworden,
und sie sei an einem Punkt, an dem sie total verzweifelt sei und nicht mehr
wisse, ob sie so überhaupt noch weiterleben wolle. Aber es sei ihr klar, dass
sie sich selber an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen müsse, andere
könnten das ohnehin nicht richten. Sie schenkte mir einen mitleidigen, vermutlich der gefühlten Sinnlosigkeit meiner Profession geltenden Blick, und sprach dann weiter. Sie würde auch so gerne mal raus, in Urlaub
fahren, das hätten sie schon seit Jahren nicht mehr gemacht, immer nur
Kurzreisen für zwei, drei Tage, aber dann würde sie sich wieder Sorgen um das
Geld machen und sei dadurch zusätzlich gestresst. Außerdem halte sie es gar nicht aus, mit
ihrem Mann länger als ein paar Tage weg zu sein, weil sie sich nichts mehr
zu sagen hätten. Ihre Freundin habe ihr
angeboten, dass sie bei ihr im Hifi-Laden mitarbeiten könne, aber das wolle sie auf keinen
Fall, sie könne sich nicht vorstellen, von einer Freundin Geld anzunehmen, sie
würden sich doch schon so lange kennen, da käme sie sich egoistisch
vor. Kostenlos wolle sie es aber auch nicht machen, denn sie bräuchten ja dringend
ein zusätzliches Einkommen. Sie würde auch gerne beruflich etwas anderes
machen, aber sie habe keine abgeschlossene Ausbildung, und das nage an ihr seit
Jahrzehnten. Jetzt sei es zu spät, eine Ausbildung zu machen, das würde ja
wieder Geld kosten, und eine Umschulung bezahle ihr niemand, weil sie zu alt
sei. In der Stadt habe sie einen Kreis von befreundeten Frauen, man treffe sich
reihum regelmäßig zuhause, aber sie fühle sich immer unterlegen, weil sie keinen
richtigen Beruf habe und die anderen Frauen hätten sogar teilweise ein Studium und außerdem mehr Geld.
Außerdem müsse in ihrem Haus noch so viel hergerichtet werden, zum Beispiel die Fensterrahmen endlich gestrichen, weil sie die in einem Anflug von Verzweiflung, in diese Stadt ziehen zu müssen, beim Einzug pastellgelb gestrichen und sich in der Farbgebung verschätzt hätte; aber ihr Mann kümmere sich nicht darum und es
fehle ja auch das Geld, das ihr Mann lieber in den unnützen Erwerb von
Antiquitäten stecke, die er verspreche zu restaurieren, ohne dass irgendetwas geschehe; die komplette Garage sei vollgestopft und ihr Auto stehe draußen.
Daher fühle sie sich bei Einladungen dieser Frauen in ihr Domizil nicht wohl.
Wenn sie dann an der Reihe sei, sei das Stress und sie habe auch schon unter
Nutzung von Ausreden abgesagt. Ich, um Redezeit zu ergattern und kurz einen unauffälligen
Selbsttest durchzuführen, ob ich noch lebe: Ob man etwas ändern könne? Nicht
immer sei es ja an größere Geldsummen gebunden, zuhause es sich wohnlicher zu
machen? Das sei nicht der Punkt, meinte sie, bei ihr sei es sehr wohnlich und sie fände es gemütlich, es sei eben ihr eigener Stil, aber die anderen Frauen kämen
damit nicht zurecht und blickten darauf herab. Ich könne mir das gar
nicht vorstellen, wie es in manchen Kreisen zugehe. Sie käme zuhause oft gar
nicht nach, es gebe so viel zu tun. Sie hätte schon seit Jahren sich gerne ein eigenes Zimmer eingerichtet, aber das
gehe nicht, da dieses noch durch ihre jüngere Tochter belegt sei. Und wenn die
ausgezogen sei, ginge das auch nicht, weil sie ja der Tochter nicht
demonstrieren wolle, dass sie bloß auf ihren Auszug und das freiwerdende Zimmer
gewartet hätte. Ihre beiden Töchter hätten Sorge, dass sie sich etwas antue,
aber dazu sei sie zu feige, obwohl das die beste Lösung wäre. Wer weiß,
vielleicht sei das ja doch ihr Schicksal. Offenbar hatte sie, zu meinem Erstaunen, meinen fragenden, doch zugleich Coolness vortäuschenden Gesichtsausdruck wahrge-nommen und fügte an: es könne durchaus sein, dass sie das
ein, zwei Mal zuhause habe fallen lassen, und sie wisse, dass das die anderen
belaste, aber man solle ja seine Gefühle rauslassen und sie nicht
runterschlucken, das würde sie ja sonst noch mehr krank machen. Ihr Mann sei ja im Prinzip verständnisvoll und unterstütze sie wegen ihrer gesundheitlichen Beschwerden, aber sie könne mit ihm
nicht richtig reden, er sei im Denken total eingefahren. Sie sehne sich auch
nach Zärtlichkeit und Berührung, aber wenn ihr Mann es einmal versuche, dann merke
sie, dass sie das tief innendrin gar nicht wolle. Ihre schräg gegenüber wohnende Schwiegermutter hätte chronische
Depressionen. Es sei schwer, die Schwiegermutter auszuhalten, weil die sie immer so
zwischen den Zeilen kritisiere, und sie träume sogar oft von ihr und
deren Vorwürfen. Ich, Lebenszeichen: Ob sie einmal versucht hätte, ihre Kontakte mit ihr kürzer oder seltener zu gestalten? Nein, das sei nun wirklich keine Lösung, denn
sie möge ihre Schwiegermutter, weil die die einzige sei, die ihre Probleme verstehe, und überhaupt, die Vorstellung, dass ihre Schwiegermutter eines
Tages sterben würde, sei für sie unaushaltbar. Und wenn die Schwiegermutter dann sterben
würde, und sie hätte sie, bloß weil ihr das ein Therapeut geraten habe, am Sonntag zuvor nicht zum Mittagessen dagehabt, das würde sie sich nie
verzeihen. Sie begann laut zu schluchzen, es schien gar nicht mehr aufhören zu wollen, und ich fühlte mich betroffen und hatte den Impuls, ihr etwas zu sagen. Dann sprach sie aber, ohne sich eine Pause zu nehmen, gleich wieder gefasst und beinahe charmant weiter, als sei ich eine Stammkundin der Pralinenmanufaktur, während sie ihre am Boden abgestellte Handtasche zu sich hochzog: sie denke, sie nähme hier jemand anderem einen Therapieplatz weg, der es vielleicht viel dringender bräuchte. Ihr
Mann gehe ihr furchtbar auf die Nerven, er mache seit seiner Pensionierung nur
noch, was er wolle, aber sie habe ein total schlechtes Gewissen, wenn sie sowas
denke, denn er habe sich schließlich durch
einen ungeliebten Büroberuf durchgestrampelt und sie könne ja nicht verlangen, dass
er sich jetzt, im Rentenstand, noch ändere. Medikamente habe sie versucht zu nehmen,
aber sie habe sie nicht vertragen und teilweise schlimme Nebenwirkungen
aushalten müssen. Außerdem frage sie sich, wie eine Stückchen Chemie die
Probleme lösen solle, es müsse doch an den Ursachen gearbeitet werden. Eine Nachbarin habe ihr erzählt, dass ihre Schwägerin wegen verordneter Psychopharmaka gar nicht mehr laufen konnte. Zu einem
Heilpraktiker sei sie auch öfters gegangen, vor allem wegen ihrer Gelenkschmerzen, bei dem habe sie sich wohlgefühlt, er hätte ihr helfen können, aber die Kosten würden von
der Krankenkasse nicht übernommen, und für eine längere konsequente Behandlung bei ihm fehle ihr das Geld. Neulich
habe sie bei einer Bekannten, die sie beim Einkaufen getroffen habe, spontan
einen workshop für mehr Selbstbewusstsein mitgemacht, um mehr über sich
herauszufinden, weil da noch ein Platz frei gewesen sei, aber der Effekt sei
nach der sechsstündigen Gruppensitzung wieder verpufft. Sie habe zwar viel
Anteilnahme bekommen, aber sie habe das Gefühl gehabt, dass die anderen
Teilnehmer ihr Problem gar nicht richtig verstanden hätten. Sie hätte das gerne
auch noch genauer während des workshops erklärt, aber sie wollte in der Gruppe
ja nicht den anderen die Zeit wegnehmen, die eigentlich für deren Probleme
vorgesehen gewesen war. Jetzt gehe es ihr schlechter als vor dem workshop. Eine Klinikbehandlung habe schon ihr Hausarzt und vor
Jahren einmal eine junge Assistentin, die ihr aber wie eine unerfahrene Studentin
vorgekommen sei, in einer Nervenarztpraxis angeraten, aber das sei nun wirklich
nicht machbar, da sie Haustiere hätten, und sie habe niemanden, bei dem sie die
unterbringen könne, und ihre Familie kümmere sich ja nicht. Außerdem habe sie Schlechtes gehört, die Klinikbehandlung bei der Schwägerin ihrer Nachbarin hätte überhaupt nichts gebracht und diese Nachbarin sei völlig
zugepumpt mit Tabletten wieder rausgekommen. Sie habe sich zur Therapie bei mir durchgerungen, das sei ihr
wirklich nicht leicht gefallen, und ich würde sie doch jetzt nicht etwa wegschicken? Das sei für sie wie ein Todesurteil, als würde ich sie
aufgeben. Dann würde es ihr noch schlechter gehen!
So, jetzt weißt Du, was Widerstände sind. Es ist nicht so, wie es die deutsche Umgangssprache suggeriert: atomkraft-gegnermäßig sich frech und trotzig auf die Gleise setzen und im Triumph mit verschränkten Armen und aller Kraft dagegen sein. Nein, es ist viel verrückter: sie sind ja dafür, sie wollen dringend Therapie machen! Unser verehrter Siegmund FREUD (ich bitte um Nachsicht, dass ich nochmal auf ihn zurückkomme) hat ja geschrieben, man könne die Widerstände nicht einfach „exstirpieren“ wie einen Tumor oder ein verschlucktes Bauklötzchen. Man müsse sie geduldig „verflüssigen“. Nun, er hatte gut reden, damals rackerte er sich zwar mit den Widerständen seiner Patienten tapfer ab, aber nach spätestens ein paar Monaten war seine sogenannte Redekur beendet und er konnte sich mit Handschlag und dankbarem Blick zum Wiener Himmel verabschieden. Da bist du heute, angesichts der Aussicht auf ein, zwei oder auch drei Jahre lang AOK-finanzierte Therapien, schon eher zum Versuch verführt, durch Urschreie im Wald, Spontan-Sirtaki, kräftiges Schütteln und Würgen des Hilfesuchenden oder auch durch eine Standpauke zu erreichen, dass das giftige Apfelstückchen in einem Ruck aus dem Patienten herausfällt.
Nach dem Erstgespräch beschloss ich nichtsdestotrotz, in dankbarem Andenken an Freuds Verflüssigungsempfeh-lung, professionell zu bleiben, und genehmigte mir erst mal einen ordentlichen Schluck. Gottlob habe ich für solche Fälle, in denen ich dringend Hilfe brauche, Gin vorrätig. Bei manchen Therapien musst du die Sitzungszahl scharf nach oben hin begrenzen, aus suchtprophylaktischen Gründen. Und wenn Du, lieber Leser, diesen Quälpost bis hierhin durchgehalten hast, wäre durchaus zu erwägen, ob du dich nicht auch mit einem kleinen Gläschen belohnen solltest.
So, jetzt weißt Du, was Widerstände sind. Es ist nicht so, wie es die deutsche Umgangssprache suggeriert: atomkraft-gegnermäßig sich frech und trotzig auf die Gleise setzen und im Triumph mit verschränkten Armen und aller Kraft dagegen sein. Nein, es ist viel verrückter: sie sind ja dafür, sie wollen dringend Therapie machen! Unser verehrter Siegmund FREUD (ich bitte um Nachsicht, dass ich nochmal auf ihn zurückkomme) hat ja geschrieben, man könne die Widerstände nicht einfach „exstirpieren“ wie einen Tumor oder ein verschlucktes Bauklötzchen. Man müsse sie geduldig „verflüssigen“. Nun, er hatte gut reden, damals rackerte er sich zwar mit den Widerständen seiner Patienten tapfer ab, aber nach spätestens ein paar Monaten war seine sogenannte Redekur beendet und er konnte sich mit Handschlag und dankbarem Blick zum Wiener Himmel verabschieden. Da bist du heute, angesichts der Aussicht auf ein, zwei oder auch drei Jahre lang AOK-finanzierte Therapien, schon eher zum Versuch verführt, durch Urschreie im Wald, Spontan-Sirtaki, kräftiges Schütteln und Würgen des Hilfesuchenden oder auch durch eine Standpauke zu erreichen, dass das giftige Apfelstückchen in einem Ruck aus dem Patienten herausfällt.
Nach dem Erstgespräch beschloss ich nichtsdestotrotz, in dankbarem Andenken an Freuds Verflüssigungsempfeh-lung, professionell zu bleiben, und genehmigte mir erst mal einen ordentlichen Schluck. Gottlob habe ich für solche Fälle, in denen ich dringend Hilfe brauche, Gin vorrätig. Bei manchen Therapien musst du die Sitzungszahl scharf nach oben hin begrenzen, aus suchtprophylaktischen Gründen. Und wenn Du, lieber Leser, diesen Quälpost bis hierhin durchgehalten hast, wäre durchaus zu erwägen, ob du dich nicht auch mit einem kleinen Gläschen belohnen solltest.
Aber was würden Sie der Dame raten? Brennen Sie Ihr Haus ab, erschießen Sie Ihren Mann, setzen Sie sich nach Venezuela ab und gründen Sie dort eine Künstlerkolonie mit freiem Sex ?
AntwortenLöschenDiese ganzen Widerstände kommen doch daher, weil die Dame vermutlich schon die ganze Zeit überlegt, nachdenkt und reflektiert und einfach nicht den Ausweg aus dem Wirrwarr findet. Es gibt nicht nur ein einziges Problem, was man bearbeiten könnte, sondern hunderte, die sich im Laufe der Jahre akkumuliert haben. Es liegt jetzt an Ihnen, den richtigen Faden aus dem Knäuel herauszuzupfen und alles aufzudröseln. daher lässt die AOK Ihnen auch 2 Jahre. Leeren Sie das nächste Mal mit der Patientin zusammen die Ginflasche , machen Sie verrückte Pläne und zeigen Sie einem Menschen ihrer Generation, dass das Leben eben nicht immer nur Pflichterfüllung, sich zurücknehmen, Angst ist ..... viel Glück dabei!